Bücher und Aufsätze, in denen nach 1945 NS-Ansichten verbreitet oder NS-Untaten verschwiegen, verdreht oder geschönt werden.
Städte:
ICHENHAUSEN
Eugen Gansenmüller: Ichenhausen – Vom Dorf zum Markt zur Stadt, Ichenhausen 1970, Stadtverwaltung und Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn. 174 Seiten.
Zu beachten: Das Städtchen Ichenhausen in Bayerisch-Schwaben (Landkreis Günzburg) war vor dem Dritten Reich eine der kleineren Gemeinden in Bayern mit dem vergleichsweise höchsten Anteil an jüdischen Deutschen.
In einem heimatgeschichtlichen Buch über Ichenhausen aus dem Jahr 1970 konnte das Thema „Juden“ nicht übergangen werden. Es kommt nun darauf an, WIE dieses Thema behandelt wird.
Der Tenor der Gansenmüllerschen Darstellung lautet: Alles Bös-Antijüdische kommt von außerhalb der Gemeinde, nicht aus Ichenhausen. (Nicht erwähnt wird, dass auch schon VOR 1933, bereits im Jahr 1923, ein Flugblatt mit antisemitischem Inhalt in der Stadt verbreitet wurde. Vermutlich gab es daraufhin wie an vielen anderen Orten keine öffentliche Solidarisierung mit der angefeindeten Bürger-Gruppe, obwohl solche Anfeindungen ja in der deutschen Geschichte eine traurige Tradition hatten).
Wir erfahren in der Gansenmüllerschen Heimatgeschichte nichts darüber, was aus den geflüchteten Ichenhauser Juden wurde und insbesondere nicht, was mit ihrem einstigen Vermögen geschah.
Über den vor dem Dritten Reich größten Arbeitgeber der Stadt, die Firma Sulzer, eine jüdische Gründung, in der zu ihren besten Zeiten vierhundert Menschen beschäftigt wurden, lesen wir gerade zwei Zeilen. Vor dem Dritten Reich hatte der Firmengründer die Ehrenbürgerwürde der Stadt erhalten – nichts davon bei Ganzenmüller.
Wie unbefriedigend der Umfang ist, in dem sich Ganzenmüller dem Thema „Unrecht im Dritten Reich und danach“ zuwendet, wird deutlich, wenn man diesen geringen Text-Umfang vergleicht mit den Umfängen, in denen sich der Autor mit JAHRHUNDERTE früheren Änderungen der Stadt-Besitzverhältnisse befasst (nach der Art: die Stadt wechselte im Jahr A von Freiherr X zu Freiherr von Y im Jahr B zu Freiherr Z im Jahr C, alles ganz penibel aufgelistet).
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