Die Biographen täuschten sich -  Das Massenpublikum wurde getäuscht – Einige Überlebende sehen  alt aus

 

Lindbergh: ein tapferer Flieger gewiss -  aber auch ein tapferer Mensch?

 

Eine Talkshow am Abend des 3. Oktober macht mich auf das Thema „Lindberghs Privatleben“ aufmerksam.  Fernseh-Moderator Frank Plasberg befragt in der Sendung einen unehelichen Sohn des einst hochberühmten und auch heute noch nicht vergessenen US-Flugzeugpiloten Charles Lindbergh (1902- 1974).

 

Bis zum Jahr 2003, also bis zum dreißigsten  Jahr nach Lindberghs Tod.  war ein  pikanter, sich über fast  zwei Jahrzehnte erstreckender Teil des sonst recht gut erforschten Privatlebens von Charles Lindbergh nicht bekannt.  Wie nun bekannt wurde: Lindbergh war nicht nur der brave Ehemann und Vater von sechs  Kindern in den USA, sondern auch anderthalb Jahrzehntelang, bis kurz vor seinem Tod, Liebhaber von drei deutschen Frauen, mit denen er jeweils mehrere Kinder hatte, in einem weitgehend identischen  Zeitraum.

Lindbergh tat, wie wir heute wissen,  viel, damit seine reguläre Ehefrau und die regulären Kinder in den USA und überhaupt die Öffentlichkeit nichts von diesen Liaisonen und den daraus stammenden sieben Kindern, also Halbgeschwistern seiner OFFIZIELLEN Kinder, erfuhren.

Die von ihm und seinen gehorsamen Freundinnen errichtete Mauer des Schweigens stürzte erst drei Jahrzehnte nach seinem Tod ein. Drei Jahrzehnte, in denen die Öffentlichkeit über den Privatmann Charles Lindbergh  fehlinformiert war, ein Zeitraum, in dem aber das Private (soweit es LEGAL war) durchaus nicht geheimgehalten, sondern teilweise auch gefeiert wurde – unter anderem von seiner Ehefrau.

 

Noch immer gibt es zwei einstige Geliebte von CL,  die sich an die alten Schweige-Wünsche ihres Lovers halten, ebenso tun es deren Kinder; wobei ungewiss ist, ob die Kinder der Geliebten Nummer 3 überhaupt von ihrer Abstammung wissen.

Ich sortiere hier Brigitte und Marietta H.  einfach  als die Geliebten Nummer 1 und 2;  Nummer 3 heißt angeblich mit Vornamen Valeska – den Nachnamen von Valeska verschweigt der jüngste deutsche Lindbergh-Biograph Rudolf Schröck in seiner mit den drei Kindern von Geliebten Nummer 1 zusammen verfassten und 2005 erschienenen Enthüllungsgeschichte.

 

Geliebte Nummer 1 war die in München lebende Hutmacherin Brigitte H.. Sie hielt  den wirklichen Namen ihres Lovers gegenüber den drei von ihr geborenen, von Charles Lindbergh (inzwischen auch DNA-erwiesenermaßen) gezeugten  Kindern jahrzehntelang geheim, über den Tod des Zeugers hinaus. Beim Standesamt hatte Brigitte H.,  dem Wunsch ihres Lovers entsprechend,  angegeben: „Vater unbekannt“. Den Kindern erzählte sie  Lügengeschichten über die Identität des Vaters. Es bedurfte eines Diebstahls der Liebesbriefe von CL an Brigitte durch deren  Tochter Astrid und  eines schlimmen Streits zwischen Mutter Brigitte und Tochter Astrid, damit die  Mutter  - nach  einem Nervenzusammenbruch – bereit war, den KINDERN  gegenüber ihr zentrales Lebensgeheimnis  zu lüften, freilich im Gegenzug gegen das von den Kindern zu leistende Versprechen, dieses Geheimnis NIE an andere weiterzugeben.

Die Kinder von Nummer 1 wollten sich aber nach dem Tod ihrer Mutter nicht mehr an dieses Versprechen halten. Schließlich, so liest man, wollte vor allem die Tochter von Geliebte 1 ihren eigenen Kindern sagen, dass ihr Opa ein ganz propperer Mann war, sogar eben dieser berühmte Herr Lindbergh. Wahrscheinlich hatten die drei  - inzwischen über vierzigjährigen - CL-Kinder  genug an dieser ganzen Geheimhaltung, genauer: an den jahrzehntelangen Lügen. Es wurde ja nicht nur geheimgehalten, es wurde mit der nach außen vorgetragenen Behauptung, der Vater sei unbekannt,  einfach GELOGEN.

Die drei Kinder von Gelieber I  bewahrten das Familiengeheimnis so lange, bis ihre Mutter gestorben war, 2001, das war auch das Jahr, in dem die  Ehefrau Lindberghs, Anne Morrow Lindbergh,  im Alter von 94 Jahren  starb.

Zu den vielen pikanten Details der Story zählt, dass der  berühmteste Lindbergh-Biograph für sein Buch über CL mit einem Pulitzer-Preis (der renommiertesten Auszeichnung ihrer Art in den USA) bedacht wurde, aber von den zahlreichen Liebschaften und Kindern des US-Idols  nichts wusste und nichts berichtete. Natürlich wussten davon auch nichts die anderen bisherigen zwölf Lindberg-Biographen (12 Biographiebücher – ein Beleg für  die Prominenz Lindberghs).

Zu den Pikanterien der Story zählt, dass Charles Lindbergh (laut Pulitzer-Biographie) seine offiziellen Kinder  häufig vor Frauen warnte: Frauen  würden Kontakt nur suchen, um schwanger zu werden und die  Lindbergh-Söhne  dann durch zu erwartenden Kindersegen zu KÖDERN! Herr Lindbergh  nahm diese von ihm verbreitete Warnung  SELBST keinesfalls ernst, sondern ließ sich mit mindestens drei  Frauen fast zeitgleich auf jahrelange außereheliche Beziehungen inclusive  Nachwuchs ein.

Weil das (gerade in den so gern  moralistischen USA) ein rechtfertigungsbedürftiger Vorgang ist, haben sich Lindbergh-Verehrer  eine Entschuldigung für ihren Heros  einfallen lassen: CL sei durch die Ermordung seines ersten Kindes so geschockt worden, dass er allen Kinderfeinden der Welt zeigen wollte: Meine Gene könnt ihr nicht auslöschen! (Der Autor dieses kleinen Aufsatzes meint: Eigentlich hätten zum Erreichen dieses Zwecks der Gene-Rettung auch  bereits die schon fast erwachsenen  fünf Kinder aus der Ehe mit Frau Morrow genügt).

Noch eine Pikanterie: Die offiziellen Lindbergh-Kinder erinnerten sich – laut US-Biographie – daran, dass ihr Vater ihnen einschärfte, in ihrem bevorstehenden Erwachsenen-Leben auf eine Eheschließung mit erbgesunden Frauen  zu achten, zwecks erbgesundem Nachwuchs. Aber bei seinen eigenen Liaisons kümmerte sich Lindbergh nicht um seine  großen Worte in USA: In München verband er sich mit einer Frau, die Knochenkrebs gehabt hatte und von daher gehbehindert war.

Der Mann, der in den USA und weltweit als Inbegriff von Mut und Tapferkeit galt und daher  von Millionen verehrt wurde, achtete strengstens darauf, dass seine Süßen europäischen Geheimnisse  geheim blieben. Er mutete den drei Extra-Müttern viel zu, indem er von ihnen das  Verschweigen seiner Vaterschaft abverlangte;  schließlich war er ein prominenter Mann,  mit dem sich manche Frau gern als Erzeuger ihrer Kinder gebrüstet hätte.

 

Drei Kinder aus Sonderbeziehung 1 gingen  im Jahr 2003 mit der Nachricht von ihrer prominenten Herkunft  an die Öffentlichkeit. Sie  lüfteten das Geheimnis freilich  nicht vollständig, sondern  nur TEILWEISE;  ein sehr interessantes  Detail verschwiegen sie (bis es nicht anders ging): dass nämlich ihr renommierter Papa  nicht nur fruchtbaren Umgang mit ihrer Mutter Brigitte gehabt hatte, sondern auch mit deren Schwester Marietta. Bei Marietta er war Lindbergh ZWEImal erfolgreich. In einem 2005 veröffentlichten Buch des Münchner Biographen Rudolf Schröck (unter Mitautorschaft der drei Brigitte-Kinder)  wird auch erzählt, dass CL neben den beiden Schwestern H. auch innigen Umgang mit jener rätselhaften „Valeska“ hatte, die stilvollerweise angeblich aus preußischem Adel stammt, Lindberghs „Privatsekretärin“ gewesen sein, in einer badischen Kurstadt lebt und die zwei Kinder von ihm haben soll.

Die beiden Schwestern Brigitte und Marietta hatten den berühmten US-Piloten über ihre Freundin, eben jene „Privatsekretärin“,  kennengelernt, als Lindbergh sich Mitte der Fünfziger Jahre und  selbst ein Mittfünfziger, in Deutschland um einen deutschen Verleger für eines seiner Bücher bemühte.

 Valeska und Marietta wollen sich gegenüber neugierigen Pressemenschen nicht über ihre Liaison äußern.

Man kann sich vorstellen, dass diese beiden Frauen und ihre Kinder auf die drei Geheimnisbrecher aus Bayern nicht gut zu sprechen sind. Dummerweise kommt Marietta in Briefen von CL an Brigitte vor; Brigitte muss sogar den Postillion d’amour auf dem Weg von  CL zu Marietta spielen, weil diese anscheinend den Kontakt zu CL schleifen lässt.

(Dies sind Details aus den von der  Brigitte-Tochter angeeigneten Briefen ihres Vaters an ihre Mutter).

Weil Brigitte  so glücklich war, Lindbergh als Freund und Erzeuger zu haben, äußerte Brigitte  gegenüber Charles anscheinend nie  Ärger darüber, dass er auch mit Schwester Marietta in engster Beziehung stand. Marietta scheint in dieser Hinsicht  weniger mit CL zufrieden gewesen zu sein. Sie ging auf Abstand zu ihrer Schwester, wanderte in die Südschweiz aus und ließ – im Gegensatz zu Brigitte – den Kontakt zu Charles nach Kind Nummer II auslaufen.

Geliebte Nummer III, in Baden-Württemberg lebend, wurde anscheinend von Charles hinters Licht geführt; ihr hatte Charles anscheinend versichert, mit I und II laufe nix mehr. Als Achtzigjährige erfuhr Valeska,  dass dem  nicht so war.

Lindbergh hat den beiden Schwestern jeweils ein Haus finanziert, am Ammersee bzw. in einem Dorf im Wallis, und hat den Schwestern  anscheinend auch teilweise Unterhalt bezahlt, zudem den Kindern Aktienpakete hinterlassen. Das war ihm möglich, weil er die Pension eines US-Generals bezog,   US-Luftfahrtgesellschaften beriet und ein erfolgreicher Autor war, der seine Fliegererlebnisse gewinnbringend vermarktete. Als Sonderbeauftragter der US-Regierung im Luftfahrtbereich konnte CL  jederzeit und überallhin  kostenlos fliegen und so konnte er sowohl ab und zu seine offizielle Familie in den USA besuchen wie auch seine drei europäischen Dependancen, am Ammersee, in der Südwestschweiz und in Baden-Baden, ohne finanzielle oder andere Probleme. Herr „Hinz Kunz“ hätte ein solches umfangreiches Besuchsprogramm in den 50er/60er Jahren nicht eben so locker abwickeln können. Zur Fahrt zu den drei Liebesnestern benutzt CL  über Jahre hin einen VW, den er in einer Auto-Werkstatt nahe dem Frankfurter Flughafen auf Abruf parat stehen hatte.

Sein in den letzten Jahren bekannt gewordenes außereheliches Zeuger-„Engagement“ scheint nicht das einzige dieser Art gewesen zu sein. Bekannt ist, dass Frau Lindbergh mal das Foto einer hübschen Philippinin in den Unterlagen ihres weitgereisten Ehemannes fand und dass dieser an eine Adresse in dem asiatischen Inselstaat  einen größeren Betrag überwies.

Dass von dort her  Erb-Forderungen an die offiziellen Erben in den USA gerichtet worden wären, ist jedenfalls nicht in der medialen Öffentlichkeit bekannt. Es sieht auch so aus, dass die drei bayerischen  Halbgeschwister ihre US-Verwandtschaft mit Anteilen am Erbe  nicht behelligen. Nachdem dieser Umstand klar war, hat sich die zunächst deutliche Zurückhaltung der US-Lindbergh-Kinder  gegenüber der „neu“erworbenen bayerischen Verwandtschaft vermindert.

 

Die  Geschichte mit ihren Enthüllungen wird in den Medien recht verschieden bewertet: Da gibt es die Heroen-Verehrer, die versuchen, den Helden zu entschuldigen, positiv darzustellen; es gibt auch – das ist die Ausnahme -  Autoren, die  den Heros eher ironisch behandeln (dieser Art ist auch der hier vorliegende Text).

 

Zu den Verehrern und Apologeten zählen insbesondere die bayerischen Kinder Lindberghs. Sie erinnern sich an ihren Vater als angeblich äußerst liebevollen Menschen (dass er im Jahr nur wenige Wochen, wenn überhaupt, in ihren Kindheitsjahren auftauchte, verschlägt bei ihnen  nicht; schließlich: Wer hätte nicht gern einen  CL als Papa! Außerdem versuchen diese Kinder, das Glück ihrer Mutter, das diese mit CL erlebte, in die Bewertungs-Waagschale zu werfen. Das tun sie, obwohl sich etwa die Tochter Astrid daran erinnert, dass ihre Mutter den Kindern einschärfte, gegenüber niemand über den Vater zu reden, unter Androhung von dessen  Verlust für immer, wenn sie gegen das Schweige-Gebot verstößen.

Dass es mit der Heilen Welt, die die bayerischen CL-Kinder zeichnen,  nicht so weit her ist, zeigte sich an einer Äußerung von Dyrk H in der Plasberg-Talkshow. Plasberg hatte  Dyrk H. gebeten, eine ihm wichtige Frage an Vater CL zu formulieren, wenn dieser noch fragbar wäre.  Dyrk antwortete Plasberg: „Warum, Papa,  musstest du so viele Kinder zeugen?“

(Ausgelegt wird die Message  in dieser rhetorischen  Frage nicht, aber was liegt näher als anzunehmen, dass Dyrk sich einen Vater mit weniger Kindern und daher mit mehr Zeit für jedes Einzelne, diesfalls sich selbst, gewünscht hat).

 

Noch ein Beispiel für den Versuch, das Ansehen  angeschlagenen Hero zu retten.  Einer der journalistischen  Apologeten rechtfertigt die außerehelichen Beziehungen CLs damit, dass Brigitte H. ihren neuen Freund genommen habe, „wie er war. Sie stellte keine unbequemen Fragen, und Forderungen schon gar nicht. Daheim in Connecticut gab es eine anspruchsvolle Frau.“

 

Wenn ich meine Empfindungen zusammenfasse, habe ich den Eindruck, dass fast alle Beteiligten „alt aussehen“.

Zunächst mal die 13  Biographen, die einen wichtigen Teil des Lebens von C Lindbergh entweder nicht kannten oder unterschlugen -

CL selbst, der seine offizielle Frau  zu Hause  den größten Teil des Jahres auf sich warten ließ und seinen Freundinnen und deren Kinder harte Schweigegebote auferlegte -

Anne Morrow Lindbergh, die ihren Mann als „Heiligen“ und als  „letzten Gott“ feierte und jahrelang auf ihn  wartete, auch wenn sie sich angeblich  zeitweilig mit einer Beziehung zu  ihrem Arzt tröstete –

die von Lindbergh geschwängerten außerehelichen Frauen, die die Geheimhaltungsforderungen ihres Lovers auch an  ihre Kinder weitergaben –

die drei bayerischen Lindbergh-Sprösslinge, die zwar einerseits „endlich Wahrheit!“ auf ihre Fahnen schrieben, aber dann doch  wichtige Teile der Story (die weitere CL-Freundin Marietta und deren  zwei Kinder) verschwiegen. Diese Nachricht beförderte  eine deutsche Zeitung ans Tageslicht, nachdem die Brigitte-Kinder ihre väterliche Herkunft geoutet hatten. Auf die Frage, warum sie nur die halbe Wahrheit eröffneten, antwortete Dyrk H. bei einer Pressekonferenz  ausweichend „Wir erzählen die Geschichte nur aus unserer Sicht. Die anderen sind für uns nicht entscheidend.“  (FOCUS 2003). - Um die Mutter gegen späte Kritik zu schützen, übernimmt Sohn Dyrk die eigenartige Ehe-Theorie der Mutter: „Ein Mann kann mehrere Frauen haben. Das wussten wir schon als Kind, und das wurde uns als etwas so Selbstverständliches dargestellt.“ – Alt sieht auch aus

der deutsche Lindbergh-Biograph Rudolf Schröck, der (so der FOCUS kritisch) das Thema aus der „Perspektive von Brigittes Kindern“ schrieb, „die Lindberghs Treiben unbedingt und unbeirrt als Romanze vermarkten wollen.“           

eMail:  Veit.Feger@t-online.de

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