„Johannes Kleberger"

Ein berühmtes Porträt aus der Hand Dürers,

ein deutscher Kaufmann zwischen Deutschland und Frankreich,

ein Wohltäter der Stadt Lyon und mehr

Albrecht Dürer malte ein berühmt gewordenes Porträt über einen Johannes Kleberger. Er malte das Bild während eines vorübergehenden Aufenthalts Klebergers in seiner Heimatstadt Nürnberg. Kleberger war damals bereits ein erfolgreicher Kaufmann und sogar Politiker in Lyon. Bei der Suche nach Informationen über Kleberger (eine der zahlreichen Schreibweisen des Namens) stellte ich fest, dass die nationale und sprachliche Grenze sich auch auf die wissenschaftliche Forschung auswirkt. Französische Forschungen zu Kleberger kennen nicht die deutschen Untersuchungen und umgekehrt.

Was ist interessant an Johannes Kleberger?

1.) Eines der drei letzten, berühmtesten und als besonders schwer zu deutenden Porträts aus der Hand Albrecht Dürers hat diesen bedeutenden Nürnberger zum Gegenstand.

2.) Kleberger stieg vom deutschen Kaufmannsgehilfen aus nichtpatrizischer Familie binnen weniger Jahre auf zu einem der reichsten Männer einer andersprachigen, ausländischen Stadt, nämlich Lyons, und zu einem der vielleicht reichsten Männer Frankreichs; Kleberger wurde vom damaligen französischen König Francois, einem Kreditnehmer, zu seinem Kammerdiener („Valet" oder „Varlet de chambre") ernannt.

3.) Er hatte einen ungewöhnlichen Lebenslauf auch infolge seiner fatalen Verheiratung mit einer Tochter des berühmtesten deutschen patrizischen Humanisten, Willibald Pirckheimer, Nürnberg.

4.) Er war einer der größten Philanthropen in der Geschichte der damals und heute zweitgrößten französischen Stadt, Lyon, und er war lange Zeit dort unter dem Namen „der gute Deutsche", le bon Allemand, in Erinnerung.

5.) Die Wahrnehmung seiner Person ist je nach Land (Deutschland / Frankreich) recht unterschiedlich.

Die Schreibung des Namens variiert: Johannes, Hans oder Jean, Kleberger, Kleeberger, Cleberge, Cleberg.

Die verschiedenen Quellen und Sekundärquellen sind in einigen Hinsichten nicht übereinstimmend.

Zum Lebenslauf

Hans Kleberger (1486 – 1546) machte als Angestellter des Nürnberger Bankhauses Imhof bald auch Geschäfte auf eigene Rechnung, insbesondere als Repräsentant des Bankhauses Imhof in Bern und dann in Lyon. Von einer Tätigkeit in Lyon erfahren wir 1517. 1522 hilft er dem französischen König Franz I mit einem großen Kredit (Ich vermute: für einen von dessen Italienfeldzügen). 1543 ernennt der König ihn zu seinem Kammerdiener; möglicherweise erhielt er diesen Ehrentitel, weil es mit der Rückzahlung der Kredite nicht recht klappt.

Mitte der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts kehrt Kleberger nochmals für etwa ein Jahr nach Nürnberg zurück. Er heiratet dort eine der Töchter des bedeutenden Nürnberger Politikers, Militärs und Gelehrten Willibald Pirckheimer, Felicitas (in frz. Texten Felicita). Sie ist seine zweite Frau. Der frischgebackene Ehemann verlässt indes Felicitas überraschenderweise wenige Tage nach der Trauung in Nürnberg, er verlässt auch die Stadt und kehrt ohne Ehefrau nach Lyon zurück.

Dürers Kleberger-Bild: Nürnberg, Lyon, Nürnberg, Prag, Wien

Felicitas hat aus erster Ehe mit einem Angehörigen des Patriziergeschlechts der Imhof, Hans Imhof (wohl auch einem früheren Arbeitgeber Klebergers), einen Sohn. Dieser Sohn, Willibald Imhof, wird später, 1564, das Bild des Johannes Kleberger in Lyon von David, dem Sohn des Johannes Kleberger, kaufen und nach Nürnberg zurückbringen.

Wieder zwei Jahrzehnte später wird das Porträt an Kaiser Rudolf von Habsburg weiterverkauft; das Portrait kommt nach Prag, wie damals auch andere Dürer-Werke. Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Bild von Prag nach Wien transferiert, zunächst in eines der habsburgischen Schlösser, dann in das entstehende Museum der schönen Künste.

In der Sekundärliteratur zum Thema heißt es, Dürer habe das 1526 gemalte Portraits Klebergers acht Jahre, nachdem er diesen zum letzten Mal gesehen habe, gemalt. Acht Jahre vor der Vollendung des Portraits sei Kleberger in Nürnberg gewesen; an anderer Stelle heißt es, Kleberger sei 1525/26 (also zur Zeit der Fertigstellung des Bildes kurz vor Dürers Tod) in Nürnberg gewesen. In einer anderen Quelle heißt es, die Eheschließung mit Felicitas Imhof geb. Pirckheimer habe 1528 stattgefunden. - - Widersprüchliche Angaben finde ich in der Sekundärliteratur auch, was das TODESJAHR Klebergers betrifft.

Agrippa von Nettesheim, die Kabbala und Lyon

Eine Besonderheit des Kleberger-Porträts sind kabbalistische Symbole, wie sie bei dem deutschen Humanisten Agrippa von Nettesheim (1486 Nettesheim bei Köln, 1535 Grenoble) auftauchen. Agrippa lebte zeitweilig als Arzt der Mutter des französischen Königs in Lyon und hatte Kontakt zu Kleberger.

Johannes Kleberger oder Jean Cleberge heiratete nicht nur in Nürnberg, mit der oben erwähnten üblen Folge, die frischangetraute Ehefrau sitzenzulassen, sondern auch in Lyon, eine Französin namens Pelonne Bouzin. Von ihr wird berichtet, sie habe einen Geschlechterturm, den ihr Ehemann gekauft oder errichtet hatte, tiefersetzen lassen.

Vom französischen König erhielt Cleberges Ehefrau nach dem Tod ihres Mannes dieselben Privilegien zugesichert, wie sie Witwen von königlichen OFFIZIEREN gewährt wurden; diese Privilegierung ließ sie sich in einer (erhaltenen) Urkunde bestätigen.

In einer Urkunde von 1543, in der die Ernennung zum Kammerdiener des Königs ausgesprochen wird, wird Cleberge als „Edelmann aus Deutschland und als Bürger von Bern" apostrophiert. Der Name der Frau lautet hier: „Pelonne Bouzin, Dame de Champs".

Kleberger besaß unter anderem ein Gut in den Dombes, einem Seen- und Moorgebiet nordöstlich von Lyon.

Mehrfach tat er sich durch beachtliche Spenden hervor, insbesondere für soziale Einrichtung der Stadt, voran für die Aumone generale (die städtische Almosenverwaltung). Kleberger spendete für Kinder, die nach einer Epidemie 1531 zu Waisen geworden waren. Er vermachte testamentarisch größere Beträge an die Spitäler in Bern und Genf.

In Lyon erhielt er den Beinamen „le bon allemand", der gute Deutsche. Ein weiterer Beiname ist „l’homme de la roche": So wurde später eine Fußgängerbrücke über die Saone im Zentrum der Stadt benannt; die Brücke verbindet die zentrale Halbinsel mit dem Fourviere-Ufer. In der Nähe der Brücke befindet sich im Felsen des Uferberges ein Denkmal, das Cleberge darstellen soll.

Quellen: u.a. Texte bei Wikipedia und in anderen Internet-Quellen; Dürer-Biographien; freundliche Hinweise des Verfassers des Kleberger-Beitrags für die FRANZÖSISCHE Wikipedia, Henri Pidoux.

Veit Feger

eMail:  Veit.Feger@t-online.de

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