Drei langjährige Mitglieder der Ehinger Grünen über ihre Arbeit im Ehinger Gemeinderat und auch über ihre Stellung zu Grün (2012/2013)
 
Im Blick auf eine anstehende Gemeindratswahl in Ehingen erbat ich, Veit Feger,  von mehreren früheren Grünen Ehinger Gemeinderäten die Notierung und Zusendung einiger Erinnerungen an ihre einstige Ehinger Gemeinderatszeit als GRÜNE.  DREI  aus der Gruppe der Angesprochenen und Gebetenen waren bereit, sich zu erinnern, zu notieren und mir das Notierte zu mailen. - Angela Scheffold, Volkersheim, hat im Frühjahr 2013 ihren Gemeinderatssitz (den sie seit Ende der 90er Jahre innehatte) aufgegeben. - Schon lange nicht mehr in Ehingen lebt einer der ersten Grünen in Ehingen überhaupt, der damalige Gymnasiallehrer Wolfgang Bohusch. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem im Ausland, hat er jetzt seine Ruhestandsheimat in Ludwigsburg gefunden. Er steuerte ebenfalls einen Text bei, einen recht ausführlichen; er bekennt darin auch, dass er seit dem Angriff von BRD-Bombern auf Serbien nicht mehr den Grünen angehört (auch wenn er sich dieser Partei innerlich immer noch mehr verbunden fühlt als anderen bundesrepublikanischen Parteien). - Der frühere Buchhändler Wolfgang Neher hat seinen Berufsschwerpunkt in die Nachbarstadt Munderkingen verlegt; auch er griff für diese Text-Sammlung in seinen Erinnerungsvorrat und in die Tasten. -  Bohusch und Neher haben sich aus der politischen Arbeit zurückgezogen, Angela Scheffold ist nach wie vor "bei der Stange", möchte aber auch noch ein wenig außerhalb politischer Zusammenhänge leben. Ihr Beitrag ist der kürzeste; er wurde  dafür auch rasch und ohne vielfach gebeten zu werden  verfasst.  -  Alle drei Grünen sind auch auf beigefügten "historischen" Fotos zu erkennen, eben in früheren Jahren. (Gesammelte Bildunterzeilen am Ende des Textes)....
 
 

Angela Scheffold

macht als Angaben zur Person:  "Beruf Bankkauffrau, drei Kinder, ein  Enkel", keine Altersangaben (das haben auch die anderen beiden Erinnerer  vergessen).  Der Text wurde verfasst im Frühjahr 2012.

 

Seit 1997 bin ich, Angela Scheffold,  im Gemeinderat für die Grünen, zunächst,  ohne Mitglied zu sein.

Mitglied wurde ich insbesondere wegen der  unehrlichen 5-Mark-pro-Liter-Benzin-Diskussion. - Die CDU hat damals einen ganz üblen Wahlkampf gegen die Grünen wegen dieser 5-Mark-Forderung   gemacht; aus heutiger, wahlkampftaktischer Sicht war freilich diese 5-Mark-Forderung der Grünen ein Fehler.  –  Auf Bitte der engagierten Grünen  Brigitte Schmid, Munderkingen, half ich beim  Wahlkampf an  Wahlständen in Dietenheim und  in Erbach.  Zu jener Zeit der 5-Mark-Benzinsteuer-Forderung war die Stimmung in der Bevölkerung ziemlich ANTI-Grün:  In Dietenheim ließen junge Mütter ihre Kinder NICHT an unseren Wahlkampf-Stand, an dem wir Luftballons anboten! - In Erbach war die Stimmung so aufgeheizt, dass ich in einem Fall befürchtete, dass ein etwa 55 jährigen Mann unseren Stand umkippt und mich noch tätlich angreift. - Alle Aussagen von Wissenschaftlern  zur Klimaveränderung, zur Schonung der Ressource „Erdöl“, zur Umstellung auf Erneuerbare Energien – das  alles wurde damals von anderen Parteien niedergebügelt. Die CDU suggerierte den Wählern, der Untergang des Abendlandes drohe, wenn die 5-Mark-Forderung realisiert wird. Daraufhin entschied ich: ICH  gehöre zu den Grünen! Und zu diesem Entschluss stehe ich heute noch wie früher.

Ein anderes wichtige Engagement war für mich das „Engagement für den Streuobsterhalt“. Das war der Anlass für den Einstieg beim BUND in den Umwelt- und Naturschutz. - Interesse für Grünes hatte ich aber schon früh, seit der Atomausstieg-Kampangne und der Infoveranstaltung der Grünen 1984 in Ehingen und seit einer Infoveranstaltung von Rezzo Schlauch zum „Waffenexportland Deutschland“ in Ehingen.

 

Wolfgang Bohusch über sich  (verfasst im Sommer 2012):

 

Geboren und aufgewachsen in München, studierte in Tübingen  und Paris , unterrichtete in Tübingen  und Ehingen. Später zwischendurch in Lodz tätig, danach in Ludwigsburg, jetzt rüstiger Rentner. Beruflicher Schwerpunkt war neben dem Unterricht die Organisation internationaler Begegnungen und europäischer Projekte mit Partnern aus Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Polen und Israel.  - Politische Aktivitäten / Mitgliedschaften (u. a.): Attac, Amnesty International, Europa-Union, - Landesarbeitskreis „Internationales“ der Grünen.

 

Einfach ist es für mich nicht, die Anfänge der Grünen in Ehingen zu beschreiben. Die liegen mehr als drei Jahrzehnte zurück. Inzwischen hat sich die Welt gewaltig geändert, auch Ehingen hat sich  ein wenig geändert, und ich war einige Jahre weit weg von der Donau. Wenn ich in den folgenden Erinnerungen jemanden oder etwas vergesse, so ist das keine gute oder böse Absicht, sondern liegt am zeitlichen und örtlichen Abstand. Obwohl ich keine Unterlagen aus den frühen Jahren der Grünen mehr habe (die Mengen überflüssiger Papiere, die wir damals produziert haben oder bekamen, hätten meine Umzüge zu sehr belastet; zum Glück hatten wir inzwischen umweltfreundliche Entsorgung gelernt) und obwohl ich mich also  auf mein Gedächtnis verlassen muss, versuche ich den subjektiven Rückblick. Ein Kapitel Memoiren will ich dennoch nicht verfassen; dazu bin ich noch nicht alt und vor allem nicht bedeutend genug. 

 

1975 schickte mich das Oberschulamt nach Ehingen. Es war eine politisch bewegte Zeit, in der ich mich in der Menschenrechts- und Friedensbewegung engagierte. Unsere Arbeit bei Amnesty International machte uns der Politik der Bundesregierung gegenüber immer skeptischer, die vor allem wirtschaftliche Interessen bis zum Waffenexport vertrat und sich wenig dafür interessierte, wer mit deutschen Waffen bedroht oder ermordet wurde. Nachdenklich hat mich damals gemacht, dass ich als einzigen prominenten Politiker bei Amnesty International Norbert Blüm (CDU) sah. Ich sah als Mitglied von "Pax Christi" und als kirchlicher Beistand für Kriegsdienstverweigerer – ein Amt, das ich bis zur Abschaffung der Wehrpflicht gerne ausübte –  Wettrüsten und Militärblöcke kritisch; wir diskutierten bei Pax Christi, wie man Frieden ohne oder zumindest mit weniger Waffen sichern kann.

 

Stärkste neue politische Strömung der siebziger Jahre wurde die Umweltbewegung. Theoretisch begründet durch die Veröffentlichungen des "Club of Rome" und zweier Politiker, die in ihren Parteien wegen ihrer Kritik am Wirtschaftswachstum nicht recht ernst genommen wurden (Herbert Gruhl, CDU, und Erhard Eppler, SPD), praktisch erfolgreich im Kampf der Weinbauern gegen das geplante Atomkraftwerk Wyhl (ohne dessen Bau laut damaliger Landesregierung in Baden-Württemberg längst die Lichter hätten ausgehen müssen), erreichten ökologische Gedanken zunächst das Bildungsbürgertum in den Städten. In Ehingen artikulierte sich das entstehende Umweltbewusstsein in der Bürgerinitiative gegen die Ringstraße. Bundesweit stand die Ablehnung der Kernenergie – "Atomkraft, nein danke" – im Mittelpunkt des Interesses kritischer Bürger, eine Ablehnung, die in den Raum  Ehingen durch die Bürgerinitiative gegen ein an der Donau  bei Öpfingen geplantes Atomkraftwerk ausstrahlte.

 

Von den bestehenden politischen Parteien wurden diese neuen Gruppen – zu denen man auch die Frauen und Dritte-Welt-Bewegung zählen muss - teils übersehen, teils bekämpft. Besonders scharf war die Ablehnung durch die damalige Bundesregierung unter Helmut Schmidt und die SPD, gegen die schließlich die Grünen gegründet wurden. Da die neuen Gedanken von den alten Parteien ignoriert wurden, lag diese Gründung nahe. Ende der siebziger Jahre kandidierten hier und dort grüne, alternative, bunte Listen, 1979 zogen in Bremen zum ersten Mal Grüne in ein Parlament ein. Damit begann ein freundschaftlicher  Wettbewerb zwischen den Landesverbänden in Bremen und Baden-Württemberg, den beiden Ländern, in denen die Grünen heute zweitstärkste Partei sind. Im folgenden Jahr saßen Grüne auch in einem deutschen FLÄCHENstaat im Parlament, in Baden-Württemberg, und Lothar Späth wettete, dass diese Partei nicht lange im Landtag bleiben werde.

 

Davor – im Januar 1980 – waren die Grünen offiziell als Partei gegründet worden. Ich fand den Karlsruher Parteitag – und viele andere in der Folgezeit – recht unterhaltsam. Die Fülle kreativer und origineller Anträge (ich würde auch dem Wort 'verrückter Anträge' nicht widersprechen) machte es in den grünen Anfangsjahren leichter, die endlosen Geschäftsordnungsdebatten und persönlichen Streitereien zu ertragen. In der Tat war der Umgangsstil auf den Parteitagen ein Beleg dafür, dass die Steigerung "Feind, Todfeind, Parteifreund" richtig ist. - Beobachter und Analysten haben zur Erklärung dieser Konflikte versucht, die Partei in zwei, drei und mehr Strömungen einzuteilen, was für Außenstehende hilfreich sein mag. Ich habe die Auseinandersetzungen als vorwiegend persönlich erlebt, ein Kampf um Hackordnung, bei dem fast alle Tricks angewandt wurden.

 

Seit der Gründung der Grünen gab es auch Auftritte der Grünen in Ehingen, vor allem Infostände und Diskussionsabende mit Prominenz. Der erste prominente Grüne war meiner Erinnerung nach Willy Hoss, in der Folgezeit kamen mehrfach Fritz Kuhn, Rezzo Schlauch, Uschi Eid, Winfried Herrmann, Franz Untersteller, Wolf-Dieter Hasenclever und Oswald Metzger (ich gebe zu, auch diese beiden zogen Zuhörer an), sogar die ganze Landtagsfraktion kam zu einer Klausurtagung nach Ehingen.

Was bekannte Namen – die Aufzählung ist nicht vollständig - betrifft, konnten wir mit den anderen Parteien mithalten. Prominente Redner nach Ehingen zu bekommen  war einfach, ich sprach die von uns gewünschten Redner(innen) einfach auf dem Parteitag an, sie sagten immer zu und verhalfen uns so zu Öffentlichkeit und Presseberichten.

Auch wenn das alternative Spektrum über eigene Kommunikationskanäle verfügte, war die lokale Presse für uns wichtig, weil das klassische Bürgertum so erfuhr, was Grüne taten und dachten. Besonders die damalige Ehinger Schwäbische Zeitung, die uns im ÜBERREGIONALEN Teil totzuschweigen versuchte, spielte in Ehingen eine aus unserer Sicht positive Rolle; sie berichtete über uns nicht unkritisch, aber ausführlich und fair. Im mühsamen Wahlkampf vor Ort engagierten sich Mitglieder der Bürgerinitiative gegen das AKW, besonders Ludwig Eckle und die Brüder Dangelmaier aus Rißtissen. Mit dieser Bürgerinitiative feierten wir 1983 in Rißtissen den Einzug der Grünen in den Bundestag. Irgendwann um diese Zeit gründeten wir in Ehingen offiziell einen Ortsverband.

1984 wurden Ludwig Eckle und ich, 1989 Heinz Neher und ich in den Ehinger Gemeinderat gewählt, 1994 – damals gab es keine Grünen im Bundestag - waren wir dann – auf einer gemeinsamen Liste mit dem Ehinger "Bürgerforum" – zu viert im Gemeinderat und hatten damit den sogenannten Fraktionsstatus erreicht. Inzwischen war ich auch Fraktionsvorsitzender im Alb-Donau-Kreistag, doch damit verlasse ich mein Thema, da waren die Anfangszeiten der Grünen in Ehingen schon vorbei.

 

Im Kreistag fiel mir zunächst die angenehme Atmosphäre in den Sitzungen auf, ein Verdienst der ruhigen und sachlichen Leitung durch Landrat Dr. Schürle. Inhaltlich hatten wir die Auseinandersetzung um die Müllverbrennungsanlage abgeschlossen. Entscheidend zu meinem grundsätzlichen Ja zur Müllverbrennung hat ein Gespräch beigetragen, das unser Landtagskandidat Helmut Mohr und ich mit der Berliner Umweltsenatorin und späteren EU-Kommissarin Michaela Schreyer führten. Sie überzeugte uns, dass auch Grüne die Müllproblematik nicht ohne Verbrennung lösen können. Die Arbeit im Alb-Donau-Kreistag konzentrierte sich dann auf ein Thema, das uns Grünen besonders am Herzen lag, die Schaffung eines Verkehrs- und Tarifverbundes, im Detail der Planungen und Verhandlungen war das eine echte Kärrnerarbeit.

 

Beim Rückblick auf die Anfänge der Grünen im Gemeinderat Ehingen fallen mir viele – überwiegend angenehme – Einzelheiten ein, die aufzuzählen zu umfangreich und langweilig würde. Wenn ich versuche zusammenzufassen, bleiben in der Erinnerung   erstens die durchaus angenehme Atmosphäre zwischen Räten verschiedener Fraktionen (z.B. habe ich drei Fraktionsvorsitzende der CDU kennen gelernt, die ich alle drei geschätzt habe und schätze), es entstanden sogar Freundschaften über Fraktionsgrenzen hinweg, und in den Nachsitzungen fragte niemand, wer auf welcher Liste gewählt wurde.  -  Zweitens habe ich gelernt, dass in wichtigen Fragen die Meinungsunterschiede nicht entlang der Fraktionsgrenzen verliefen. In ökologischen Fragen waren Dr. Rombach von der CDU oder Dr. Brzoska von den Freien Wählern meist Verbündete, auch mit dem damaligen Bürgermeister und jetzigen Landrat Heinz Seiffert verband uns inhaltlich manches. Als einer der Sprecher der Grünen Kommunalpolitiker(innen) auf LANES- und BUNDESsebene habe ich auf einer räumlich weiteren Ebene immer wieder erfahren, wie angenehm es alle Betroffenen empfanden, ohne Fraktionszwang nach der eigenen Überzeugung zu entscheiden. Wehren mussten wir uns in Ehingen hin und wieder gegen einen Oberbürgermeister,  der mit dem Gemeinderat als einem DEMOKRATISCH gewählten Gremium Schwierigkeiten hatte. Auch dabei waren wir uns mit Kolleginnen und Kollegen aus andern Fraktionen einig, ich nenne nur die Kämpfernaturen Marlies Hostenkamp und Heinz Wiese (beide CDU) als Beispiel.  - Drittens habe ich mit Freude beobachtet, wie vernünftige Gedanken der Grünen bei anderen Gruppierungen mehrheitsfähig wurden. Geduld zahlt sich aus. Wer hätte damals gedacht, dass eines Tages CDU/CSU, SPD und FDP gemeinsam mit den Grünen den Abschied von der Atomenergie beschließen? Und wer hätte sich vorstellen können, dass unter einer CDU-Bundeskanzlerin (!) die Wehrpflicht abgeschafft und das Ende der Hauptschule empfohlen wird? Natürlich bleiben grüne Themen auf der Agenda;  in der VERKEHRSpolitik haben wir zu wenig erreicht, bei den Rüstungsexporten hatten wir – auch unter einer rot-grünen Bundesregierung – alarmierende Zuwachsraten.

 

Von den negativen Erinnerungen aus dieser Zeit blieb eine besonders stark, nämlich dass ein Teil der Ehinger Wähler(innen) einen Kandidaten deshalb nicht zum OB wählte, weil er einer anderen christlichen Kirche angehört als die Mehrheit der Ehinger(innen). Als ich dieses Argument hörte, habe ich mich in Ehingen sehr fremd gefühlt.

 

Ich bin mit diesem kurzen Überblick am Ende der Anfangszeit der Grünen angelangt. Nach 12 Jahren zog ich mich aus zwei Gründen aus dem Gemeindrat zurück:  Erstens halte ich es für richtig, politische Ämter zeitlich zu begrenzen, meiner Nachfolgerin wollte ich Zeit zur Einarbeitung vor der Neuwahl geben; zweitens bin ich grundsätzlich und aus praktischen Gründen gegen Doppelmandate und wollte ich mich auf die Arbeit im Kreistag konzentrieren.

Es kam dann besser als geplant, weil ich ein Jahr später überraschend nach Polen gehen konnte, um an der Uni Lodz zukünftige Lehrer(innen) auszubilden. Beruflich wie politisch wurden das besonders spannende Jahre. Mitglied der Grünen bin ich nicht mehr. Als eine Bundesregierung mit grüner Beteiligung die Teilnahme an einem Angriffskrieg beschloss, der durch kein UNO-Mandat gedeckt war, habe ich die Partei verlassen, wie manches andere Gründungsmitglied auch. Politisch engagiert bleibe ich.

 

Ganz zum Schluss erlaube ich mir drei Ratschläge an die Grünen

1. Sie sollten darüber nachdenken, welche ihrer ursprünglichen Ideen nicht ganz falsch waren. Zum Beispiel war es Unsinn, alle Abgeordneten mitten in der Legislatur auszuwechseln. Richtig dagegen war und ist es, Amtsdauer (und Einkommen) der Politiker(innen) zu begrenzen. Ich halte zehn Jahre für eine vernünftige Grenze. Das hätte Skandale erspart, vielleicht wären die Grünen nicht so gealtert, weniger von den Menschen entfremdet und wären noch immer -  statt der "Piraten"  - eine Protestpartei. Allerdings meint "Rotation" nicht den "Wechsel vom Landes- ins Bundesministerium", sondern die Rückkehr an die Basis.

2. Die Grünen sollten NACH einer  Wahl tun, was sie VOR der Wahl versprochen haben, egal ob es um Müllverbrennung, die Rolle der Bundeswehr oder Verkehrspolitik geht.

3. Die Grünen  sollten sich auf die fürs Überleben der Menschheit wesentlichen Politikfelder konzentrieren, die weiterhin Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind.

- Frieden schaffen werden wir nicht durch die Entsendung deutscher Soldaten und den Verkauf deutscher Waffen.

 Ich kenne das neue Feindbild "Islam", hoffe aber dass es so platzt wie die alten Feindbilder. Vielleicht muss ich das erklären: Der Generation unserer Großeltern erzählte man vom Erbfeind Frankreich. Heute ist Frankreich unser engster Verbündeter. Die Generation unserer Eltern lernte vom angeblich notwenigen Kampf gegen die (jüdischen) Yankees. HEUTE  stellt niemand das Bündnis mit diesen Yankees in Frage. MEINER  Generation wollte man beibringen, im Notfall müssten wir eben auf die Deutschen im Osten schießen. Heute kommen unser (Bundes-)Präsident und unsere (Bundes-)Kanzlerin aus dem OSTEN. Der Generation nach uns präsentiert man das Feindbild Muslime und Araber. Was werden wir in Zukunft über die islamische Welt denken?

- Weltweite Gerechtigkeit bleibt eine zentrale Aufgabe, für die sich in Deutschland entweder die Grünen einsetzten oder keine politische Partei. Gerechtigkeit erfordert den Kampf gegen eine Weltwirtschaftsordnung, die in Wirklichkeit eine gigantische Unordnung ist, bei der wenige Reiche auf Kosten von vielen Armen immer reicher werden. Eine politische Partei muss auch sagen, dass viele Ursachen des Elends im Süden bei UNS liegen und unsere Lebens- und Wirtschaftsweise in Frage stellen. Auf europäischer Ebene sollten die Grünen nicht jedem Rettungsschirm für Banken zustimmen, solange Europa die Rettung der Menschen vergisst, die Opfer der Globalisierung sind. 

 

 Bewahrung der Schöpfung erfordert einen anderen Lebensstil vor allem in den REICHEN  Ländern. Hätten China und Indien pro Tausend Einwohner so viele Autos wie der Alb-Donau-Kreis, wäre die Erde unbewohnbar. Es gibt mehr als genug ähnliche Beispiele: Wir müssen uns vom Wachstumswahn verabschieden. Die Grünen könnten entwickeln, wie sich Lebensqualität auch OHNE Zuwachs des Bruttosozialprodukts steigern lässt. 

Über kritische Rückmeldungen, Nachfragen und Ergänzungen freut sich Wolfgang Bohusch (wolfgangbohusch@poczta.onet.pl)

 

 
 
 

Heinz Neher erinnert sich an seine Zeit  als Grüner Gemeinderat (August 2012)

 

Zu den Grünen und gleich noch zu dem Gemeinderatssitz kam ich wirklich wie die Jungfrau zum Kind. Im Herbst 1989 fand ich bei mir im Briefkasten eine Einladung zur Ortsvereinssitzung der Grünen. Ich dachte schon längere Zeit daran, mich irgendwie in und für Ehingen zu engagieren. „Also hört man sich das mal an“, ich machte mir bloß nicht klar, dass es da vor allem um die Nominierung für Gemeinde- und Kreistagslisten ging. Da stand ich am Ende der Versammlung auf der Liste drauf und wurde gewählt.

 

Ein Engagement für die Grünen war nicht so abwegig, ich habe die Grünen gewählt,  seit es sie gab. Die CDU kam für mich nie und nimmer in Frage, die ewig gestrigen bis reaktionären CDUler der siebziger und achtziger Jahre waren mir ein Greuel.

 

Meine Meinung zur Kernkraft („sie ist nicht beherrschbar“) schloss die großen Bundestagsparteien wie die CDU und die SPD sofort aus. In der FDP waren mir einzelne sympathisch (Gerhart  Baum, Burkhard  Hirsch), doch die meisten nicht.

 

Ich war bei den Protesten gegen Gorleben, Brokdorf, Wackersdorf nie dabei, habe mich aber seit meinem Studium (79-82) und danach sehr gut über die  Probleme informiert. Das und auch den sogenannten  Nachrüstungsbeschluss sah ich sehr kritisch und ablehnend (Endlager natürlich nicht grundsätzlich ablehnend, irgendwo  muss der Scheiß ja hin) .

 

Im Ehinger Gemeinderat hatten im Jahr  1989 Wolfgang Bohusch und Ludwig Eckle schon 5 Jahre gearbeitet, Ludwig Eckle schaffte es bei der Wahl 1989 nicht mehr, dafür war ICH  drin.  - In einem 36-köpfigen Gemeinderat zu zweit arbeiten kann eine recht harte Sache werden, man hat zum Beispiel  keinen Fraktionsstatus und ist dadurch und auch rechnerisch in keinem der 11-köpfigen Ausschüsse Mitglied. Damals wurde der Haushaltsplan entgegen der Gemeindeordnung erst im laufenden Jahr beschlossen. 1990 sah das so aus: ab Mitte März Vorberatungen Montag Technischer Ausschuss, Dienstag Beerdigung meines Vaters, Mittwoch Kultur- und Sozialausschuss, Donnerstag gesamter Gemeinderat.

 

Wenn möglich,  ging einer von uns auch als Nichtmitglied in die Ausschusssitzungen, Argument Wolfgang Bohusch: „Sonst ist immer ein Informationsdefizit da“, nicht zu vergessen die Nachsitzungen. Da kam vieles zur Sprache,  was erst Monate später aktuell wurde,  oder ältere Sachen, was auch für mich als gebürtigen Ehinger unbekannt und interessant war.

 

Da Wolfgang Bohusch in allen laufenden Sachen gut Bescheid wusste,  habe ich mich mit dem HAUSHALTsplan beschäftigt, das blieb auch in den folgenden Jahren immer mein Thema. Wolfgang  Bohusch  kam mit dem Ding natürlich auch zurecht (im Gegensatz zu anderen Räten später),  aber es stellte sich schnell heraus, dass Wolfgang der Mann war, der in der laufenden Sitzung schnell auch auf veränderte Sachverhalte oder neue Informationen reagieren konnte;  mir lag es eher, etwas gründlich vorzubereiten und etwas Schriftliches oder einen Antrag zu formulieren.

 

Hatte ich mich bis dahin eher „akademisch“ mit Politik befasst, so war ich ab 1990 im Gemeinderat höchst real gefordert. Ich habe recht schnell gemerkt, dass wir im Zweifelsfall von der SPD wie die abtrünnigen Sozis behandelt wurden (ausgenommen Karl Schaupp), die Ehinger Sozialdemokraten haben uns ein paar Mal im Regen stehen lassen. Überraschend war für mich, dass mit der CDU der Umgang eigentlich einfacher war. Das war die absolute Mehrheit, die konnte man ärgern oder durch reden, argumentieren, auch mal telefonierend versuchen, etwas zu beeinflussen.

 

Wichtig waren die schon erwähnten Nachsitzungen. Bohusch und ich  hielten es so: in der Sitzung kann man gegensätzlicher Meinung sein, hinterher soll man noch ein Bier miteinander trinken können. Außer Karl Schaupp kam von den SOZIs  praktisch nie jemand mit zur Nachsitzung, die haben dadurch manches nicht mitgekriegt, was lief oder in Zukunft vielleicht läuft oder auch nicht läuft.

 

Da gab es natürlich auch Themen, da kamen wir mit den Schwarzen nie zusammen. Ist halt so. Die Schwarzen sagten „Klar musst du so reden, du bist bei den Grünen. Aber uns ist das egal.“ Hatte man gute Argumente,  war das eventuell anders, hatte man gute finanzielle Argumente war es nochmal besser.  – Einmal,  bei der Freibad-Sanierung,  hat mir Hartmut Lammer so gut zugearbeitet mit der Wasser-Erwärmung mit den schwarzen Rohren auf den Dächern, dass ein schöner schriftlicher Antrag rauskam. Da hat dann in der nächsten Sitzung gleich Heinz Seiffert den Vortrag übernommen und ausgerechnet, dass nach Abschreibung und Verzinsung des Anlagekapitals Ehingen pro Jahr für 40.000 Mark Gas spart.

 

Das war wahrscheinlich in den Augen der SPD-Räte Kungelei, so was tut man nicht. Man stimmt einfach dagegen. Wie beim Haushaltsplan: Den lehnt man in jedem Fall ab,  und wenn‘s nur wegen der Kosten der Vatertierhaltung (Subventionierung der „Großgrundbesitzer“) ist  oder weil immer noch Elternbeiträge für Kindergärten gefordert werden.

 

Andererseits: Am Haushaltsplan fürs Jahr 1991 war wenig auszusetzen, doch ein PAAR  Sachen passten uns natürlich nicht, es war aber doch nix Gravierendes. Nach Beratung mit meinem Ratskollegen Wolfgang Bohusch  habe ich  - mit hoffentlich wohlgesetzten Worten -  unsere Enthaltung begründet, die Rede an die Presse gegeben und besagte Enthaltung geübt. Anschließend im Treppenhaus sagt Albert Ackermann zu mir: „Ihr hents oifach, eire zwoi Schdemma sand egal. Moinet Se,  mir gfellt älles en damm  Haushalt? A Enthaltung hett i au schea begrenda kenna, ihr jo au;  dia Sozi lehnet ab, dann beschließet dia zwoi Republikaner, dr Maier-Wörz, dr Doktr  Brzoska ond  dr OB  Krieger den Plan.“ Da hab ich sagen müssen „Do hent Se au wieder reacht.“

 

 

Sämtliche Fotos: Archiv Veit Feger (früher Schwäbische Zeitung Ehingen)

 

 

Radfahrten von Grünen aus Ehingen mit den Kandidaten bei Land- und Bundestagswahlen  - das gibt es in Ehingen  nicht nur   im Wahlsommer 2013, das  gab es auch schon in der GRÜNDUNGSzeit der Ehinger Grünen vor dreißig Jahren, 1984. Dieses Foto zeigt die beiden Ehinger Ur-Grünen Ludwig Eckle (links) und Wolfgang Bohusch (rechts), in der Mitte  den damaligen Landtagskandidaten Prof. Dipl.Ing. Fritz Krien,  damals Fachhochschule Ulm;  Krien lebt heute im Ruhestand in Böfingen bei Ulm. In seiner Vorstellung aus dem Jahr 1984 für die Ehinger Zeitungen schrieb  Krien, die Grünen seien die einzige demokratische Partei, die die "Stationierung" von Atomraketen "klar ablehnten" . Als "bedrohlichste Probleme" bezeichnete Krien in seiner Selbstdarstellung damals "Umwelt, Rüstung, Arbeitslosigkeit". Der Zuwachs an technischen Möglichkeiten werde von den Politikern nur unzureichend verarbeitet. - Ludwig Eckle, zeitweilig Lehrer am Ehinger Gymnasium und wie Wolfgang Bohusch bei "Amnesty International" engagiert, zog später in seine Blaubeurer Heimat zurück.         Foto: Archiv Feger, Ehingen

 

Landtagswahlkampf in Ehingen 1984 mit dem damaligen führenden Grünen Mitglied  Wolf-Dieter Hasenclever. Links von Hasenclever  der damalige Landtagskandidat Prof. Fritz Krien (links) und der Ehinger Grüne Gemeinderat Wolfgang Bohusch (rechts). Zu diesem Abend war sogar das Fernsehen nach Ehingen gekommen. - Schlagworte eines  damaligen Plakats: "Grüne Wälder brauchen grüne Politik".  - Zur Person Hasenclever: Der 1945  geboren Politiker legte eine erstaunlich bunte Karriere hin. Er war  als junger Mann  bei den Jusos (im Landesvorstand) und  in der SPD, aus dieser Partei  trat er 1977 aus Protest gegen die Politik von Bundeskanzler Helmut Schmidt aus und trat über zur  "Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Deutscher" (AUD), 79 war er Gründungsmitglied der Grünen in Baden-Württemberg und von 80 bis 83 deren Fraktionsvorsitzender im Landtag. 2001 verließ er die Grünen und ging zur FDP; er arbeitete auch in einer CDU-Landesregierung mit (entnommen aus dem Wiki-Text über Hasenclever).          Foto: Archiv Feger

 

Wahlkampf 1998 vor Plakaten mit den Aufschriften "Wir teilen - auch die Arbeit" - "Gleich  - Berechtigen!" und "Grün, damit Rot nicht mit Schwarz geht" (Aus heutiger Perspektive kann man nur sagen: So ändern  sich die Zeiten; heute ist die SPD der Wunschkandidat hoher Grüner gegen die "Schwarzen"). Links im Bild die langjährige Grün-Engagierte und mehrfache überregionale Grüne Kandidatin Brigitte Schmid, Munderkingen, rechts Angela Scheffold, Volkersheim-Ehingen, in der Mitte Rita Grießhaber, zwei Wahlperioden lang Mitglied des Bundestags. (Sie schied  von den Grünen im Jahr  2002 enttäuscht, weil sie nicht für einen Listenplatz der Grünen zur LANDtagswahl nominiert wurde.          Foto: Archiv Feger

 

Brigitte Schmid zeigt eines der Plakate für den Wahlkampf 1998: "Grün ist der Wechsel" und "Trau keinem über 18", rechts im Bild Ursula Rieger-Wäckerle, Blaustein, seit langem im Grünen-Kreisverband Ehingen engagiert, zeitweilig auch Zweitkandidatin der Grünen für den Landtag.............. Foto: Archiv Feger

 

1983 - in einer Zeit, als die Grünen noch entschiedene Pazifisten waren! :-). Hier  scharen sich einige Schelklinger Grüne um ein Plakat mit der Aufschrift "Ein bewaffneter Friede ist die Ruhe vor dem Sturm".  Vielleicht kann jemand dem vf noch mehr dazu sagen? ............ Foto: Archiv Feger

 

Grüner Ehinger Ortsvorstand aus den Neunziger Jahren: Uwe Kögel, Hubert Dangelmaier, Wolfgang Neher.   Uwe Kögel ist inzwischen verstorben                 Foto: Archiv Feger

 

eMail:  Veit.Feger@t-online.de

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