"Buchautoren, die ich kannte/kenne"

Notiert erstmals 2006 - Mehrfach bearbeitet bis 2011 - Jüngste Bearbeitung Mai 2021.

  

Anfang des Jahrtausends brauchte ich  Platz für Bücher und musste  umräumen. Zur Neusortierung stand  ein Packen Bücher an, den ich über Jahre und Jahrzehnte als Einheit angesehen hatte und immer wieder auffüllte: Es waren Bücher, geschrieben  von Menschen,  die ich kannte, mit denen ich zu tun hatte, während des Studiums,  während meines Engagements in der Studentenbewegung, während meines späteren Berufs- und Freizeitlebens. Unter diesen Autoren waren weltberühmte, aber auch  viele, die längst vergessen sind. Als ich jetzt (im Mai 21) seit zehn Jahren zum ersten Mal  wieder meine (auf dieser Website publizierten) Notizen zum Thema „Autoren“ las, merkte ich, wie viele ich in den vergangenen zehn Jahren vergessen hab und wie viele inzwischen gestorben sind.

Beim Blick auf die Büchertitel der Gruppe „mir bekannte Autoren“ merke ich: Die berühmt-berüchtigten Sechzigerjahre "verschwinden", sie verlieren für mich (wie für viele andere Altersgenossen) an Bedeutung und es  „entschwinden“ auch jene Menschen, mit denen ich einst zu tun hatte.

Nostalgie schwingt beim Verfassen dieser Zeilen mit und Staunen über ein  vergleichsweise langes Leben. Es fasziniert mich, sagen zu können:  „Schau, mit diesem  Menschen hatte ich vor f°ü°n°f°z°i°g  Jahren Kontakt!“

Bei der jetzigen Re-Lektüre, Korrektur und bei der Erweiterung dieses 10-15 Jahre alten  Aufsatzes bewegt mich auch,  wie viele mir bekannte Personen inzwischen „das Zeitliche gesegnet“ haben und mit wie viel weiteren Menschen ich inzwischen bekannt wurde. Der Text enthält ein Stück Lebensgeschichte….

Hier  zunächst die Autoren unter meinen  NEUEN Bekannten.

Meine zwei Schweizer Genies, Jürg Nänni und Hannes Keller

An die zehn Jahre lang hatte ich, bis zu seinem Tod Anfang 2019, JEDEN Tag  mehrfachen  Mail-Kontakt mit einem früheren Schweizer Professor der Mathematik und Physik an der Hochschule Brugg-Windisch, einem hervorragenden Pianisten, Geiger, Zeichner, Entwerfer, einfach einem Multitalent, ja Genie: Prof. Dr. Jürg Nänni, aufgewachsen in Herisau / Appenzell, Student und Assistent an der ETH Zürich, Professor in Brugg/Windisch, gestorben auf der Insel Bali. Sein wissenschaftliches Hauptwerk heißt: „Visuelle Wahrnehmung: Eine interaktive Entdeckungsreise durch unser Sehsystem“, 2008. - Jürg und ich tauschten uns vor allem mailig aus  über interessante Kompositionen und Interpretationen,  über Eigentümlichkeiten seines Lieblingslandes Bali, über seine Erlebnisse dort, auch seine erotischen Erlebnisse.

Das Geheimnis, das  der Schriftsteller Robert Walser dem jungen Jürg in Herisau auf die Seele gebunden hatte,  nahm Jürg mit ins Grab. - Dass ich, VF, einen Privatdruck seiner erotischen Erlebnisse drucken ließ, nahmen mir seine angeblichen Freunde ziemlich übel, wie ich nach Jürgs Tod erfahren  musste.

Mit Jürg befreundet wurde ich über ein anderes Schweizer Genie, Hannes Keller (siehe Wiki). Dieser, ebenfalls ein Multitalent (Informatik, Kunst, Musik) schuf in den Neunzigern die damals weltgrößte Kunstwerke-Website „Visipix“. Was Keller SCHRIEB, ist wohl meist ungedruckt geblieben und mit  einer Kastration seiner vorgenannten Website verloren gegangen.

Zu den ungewöhnlichen Leistungen Kellers zählte sein Versuch, das Schweizer Klaviergenie „Jaggie“ Hauser berühmt zu machen; die großartige Improvisationskunst Hausers   verewigte H. Keller in Dutzenden Youtube-Videos. Leider wurden weder der Künstler Hauser noch der Verewiger Keller sonderlich gewürdigt. -  Zu den Seltsamkeiten des Lebens zählt, dass das EINE  dieser zwei so sympathischen  Schweizer Genies  auf das andere böse wurde und den Kontakt mit ihm abbrach.

 

Religion, Wallfahrt, Verse, Fotos

Der langjährige (frühere) Leiter des Oberdischinger Cursillo-Hauses, der aus Wangen im Allgäu stammende Wolfgang Schneller, ist zugleich  einer der wichtigsten deutschen Förderer des Cursillo-Gedankens und  der Wallfahrt nach Santiago de Compostela, Wolfgang Schneller, hat (teils zusammen mit seiner Frau) eine  Reihe Bücher über diesen  spanischen Wallfahrtsort, den Weg dorthin,  über christliche Meditationsformen und mehr geschrieben und jetzt, als bald achtzigjähriger, ein Bändchen Gedichte und reizvoller Fotos veröffentlicht über die Stadt Ehingen, in der er einige Zeit lebte.

 

Die Erforschung des Nationalsozialismus führte mich mit vielen Menschen zusammen

Die Erforschung des deutschen Nationalsozialismus und seines Fortdauerns in der Bundesrepublik, dazu das Bemühen, diese Erkenntnisse ÖFFENTLICH zu machen,  hat mich in (manchmal sogar eng gewordene) Kontakte zu zahlreichen Historikern,  weiteren  Zeitgeschichtsforschern und Menschen gebracht, die sich für die Erinnerung an Untaten, Opfer und Widerständler einsetzen.

Vorrangig ist hier Dr. Wolfgang Proske, Gerstetten bei Heidenheim, zu nennen. Er hat ein erstaunliches Forschungs- und Editionsprojekt über inzwischen zehn Jahre hin auf den Weg gebracht, ein Projekt, das  noch immer fortdauert, derzeit (2021) mit Schwerpunkt „Bayern“. -  In den ersten Jahren unterstützte ich dieses Projekt finanziell und als  Lektor.

Durch meine  Zuarbeit zu der Reihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ kam ich in Kontakt mit zahlreichen Mitarbeiter von THT,   u.a. mit dem Freiburger Historiker Prof. Ludwig Wette, mit dem früheren Calwer Archivar und Autor Dr. Karl Mayer, mit dem Historiker und Dramatiker  Udo Grausam, Tübingen, und mit Manuel Werner, Nürtingen, der sich mit jüdischer und Sinti-Roma-Schreckensgeschichte in unserer Region befasst hat,  eine erstaunliche Website aufgebaut hat und ein umfangreiches Buch über Erlebnisse einer Ravensburger Sintezza in deutschen Konzentrationslagern verfasste.

In diesen  Themenzusammenhang gehört auch mein herzlicher Kontakt mit dem 2016 verstorbenen  Initiator der NS- und Widerstandsforschung in Oberschwaben Prof. Dr. Wolfgang Marcus, Weingarten.

Freundlichen Bezug hatte ich auch zur seit Jahrzehnten in der Gedächtniskultur und NS-Forschung tätigen Mitgründerin der KZ-Gedenkstätte „Eckerwald“,  Gertrud Graf, und zu ihrem  Mitarbeiter  Eugen Michelberger. In diesem Zusammenhang nenne ich auch den Waldseer Journalisten und Buchauter Gerhard Reischmann, der zur Aufhellung eines Todesmarsches (1945) durch Oberschwaben beigetragen hat.

Zur Erforschung der baden-württembergischen Landesgeschichte, auch mit Bezug zum NS, hat der mir seit den Neunziger Jahren befreundete Historiker Dr. Frank Raberg durch zahlreiche Veröffentlichungen beigetragen.

Zu den wichtigsten Erforschern jüdischer Geschichte in Deutschland und deren Dokumentation gehört der Plochinger Kirchenrat i.R. Dr. Joachim Hahn; ich verehre ihn wegen seiner únvorstellbar umfassenden  Arbeit (früher in Büchern, inzwischen schon seit vielen Jahren  mit der Website „Alemannia Judaica“).

Eine Lebensarbeit legte der aus Ulm stammende, in Berlin lebende Historiker Helmuth Bauer mit seinen Forschungen über ein bis dahin kaum bekanntes  KZ nahe  Berlin vor: „Innere Bilder wird man nicht los: Die Frauen im KZ-Außenlager Daimler-Benz Genshagen“ (Dazu gibt es auch eine Website). - Über H. Bauer wurde ich mit der Tochter einer polnischen Frau, die „Genshagen“ überlebte, bekannt: mit der Lubliner Hochschulgermanistin Elzbieta Maria Kowalska. Sie hat das magistrale POLNISCHsprachige Werk über den deutschen Sprachforscher Wilhelm von Humboldt verfasst.

Der langjährige frühere Leiter des Dokumentationszentrums „KZ Oberer Kuhberg“ in Ulm, Dr. Silvester Lechner, Autor mehrerer Bücher vor allem mit Bezug zur NS-Zeit und Jüdischem in Ulm und Umgebung, ist mir seit vielen Jahren ein  Freund und hat mir (wie die Attenweiler Malerin Marlis Glaser) die Bekanntschaft  jüdischer  Menschen (in den USA)  vermittelt. http://www.autoren-bw.de/autor/505/silvester-lechner/

Der Künstlerin M. Glaser, die nicht nur jüdische Menschen malt, sondern auch deren Lebensläufe in (buchmäßig zusammengefassten)  Texten vorstellt,  verdanke ich den Kontakt zu einer Überlebenden in NewYork, Lillian Gewirtzman, die einige Jugendjahre in einem DP-Camp in Ulm verbrachte und viele Jahre für die Holocaust-Überlebenden-Dokumentation des Regisseurs Steven Spielberg Interviews führte.

Der nach meinem einstigen Redakteur Wolfgang H. Schmid, früher Munderkingen, jetzt Oberprechtal,  wichtigste Erforscher der NS-Zeit in Ehingen,  Dr. Christian Rak, kann  mit Unterstützung der Ehinger Museumsgesellschaft in absehbarer Zeit seine bisher nur in  Zeitungstexten und auf einer Website zugänglichen Aufsätze als Buch veröffentlicht sehen.

Ehinger NS-Aktive, u.a. der  sehr Buch-produktive Gymnasial-„Studienrat“ Benedikt Welser,  wurden  erforscht von dem einstigen Ehinger Gymmi-Schüler Willi Eisele, Wolfratshausen. Die Ergebnisse seiner Forschungen sollen veröffentlicht werden in einer für 2021 geplanten Aufsatzsammlung des Ehinger Stadtarchivs.

Über unser gemeinsames Engagement zur  Freilassung des Wikileaks-Gründers J. Assange bin ich mit dem Journalisten Wolfram Frommlet, Ravensburg, bekannt geworden; er hat sich in zahlreichen  Publikationen vor allem mit dem Unrecht der Europäer an der „Dritten Welt“ befasst.

Das Thema „Vorm NS geflüchtete Schriftsteller“ hat mich mit dem Gründer und Vorsitzenden der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft mit Sitz in Wuppertal, mit dem einstigen Journalisten und inzwischen auch Buchautor Hajo Jahn zusammengeführt. Ich bin sehr glücklich über diesen Gewinn eines neuen, von mir sehr bewunderten Freundes.

In den Strahlenkreis des Themas „jüdische Frauen, vor allem Künstlerinnen“  zählt auch die Bekanntschaft mit dem Augsburger katholischen Theologen Prof. Hanspeter Heinz, mit dem Augsburger (emeritierten) Psychologieprofessor Wolfgang Michaelis,  mit seiner Tochter Antonia Michaelis, einer  immens eifrigen und erfolgreichen Schriftstellerin, und mit dem von ihr begründeten Hilfsprojekt „College  Les Pigeons“ auf Madagaskar.

Zu den meist männlichen Autoren kommt nun, im Jahr 2021, auch eine Frau,  die aus dem Iran geflüchtete Roya Rahmani, die  im „Kunstverlag Josef Fink“ einen biographisch fundierten Roman aus ihrer Heimat veröffentlichen kann, „Tante Khorshid erinnert sich“. Schon lange bekannt bin ich mit einem aus dem Iran geflüchteten Diplomaten, der vor Jahren ein islam-kritisches Buch aus dem Arabischen in die Sprache seines Heimatlandes übersetzt hat.

Ich vermute, ich müsste diese Reihe noch weiter fortsetzen…

Sicher hab ich jemanden nicht genannt und bitte denjenigen um Nachsicht.

Jetzt  folgen j°e°n°e publizistisch tätigen „Bekannten“, die ich bereits in der f°r°ü°h°e°r°e°n Fassung dieses Aufsatzes aufgeführt habe. Ich nahm einige Korrekturen und Aktualisierungen vor.

 

Er stand am Beginn einer Politiker-Karriere

Die ÄLTESTE Bekanntschaft mit einem (späteren) Buch-Autor datiert (von 2021 aus gerechnet) 65 Jahre zurück und betrifft meinen einstigen („Neudeutschland“-)Jugendgruppenführer Wilfried Borst. Der Verfasser übereignete mir 16 Jahre NACH jener Zeit Gruppenstunden-Zeit, ums Jahr 1974, ein über hundertseitiges Resümee einer "Konstitutiven Sitzung der Gründungskonferenz" für eine "Conférence Européenne pour les droits de l`homme et l`autodétermination":  Der angehende Politikwissenschaftler Wilfried Borst hatte mit dieser Gründungskonferenz zu tun. 

Wilfried Borst war mein Gruppenführer gewesen, als ich, vierzehnjährig, dem "Bund Neudeutschland" angehörte. Borst studierte nach dem Abitur Jura und Politik und strebte eine Karriere im Bereich Politik/Politikberatung an. – Als ich diese Zeilen erstmals notierte, in den Nuller Jahren, wusste ich nicht, ob W. Borst noch lebt; weder im Internet noch bei GoYellow fand  ich damals irgend einen Hinweis. Aber dann, 2013,  meldete sich W. Borst, weil er per Suchmaschine auf die Nennung seines Namens auf dieser meiner Website gestoßen war…

W. Borst schrieb, er lebe, und zwar in  Klingenberg am Main. Und jetzt, im Mai 2021, lese ich im Internet, dass W. Borst im Jahr zuvor  verstorben ist (* 31.08.1938, † 29.01.2020).

Nun folgen einige Personen, die ich während der Studentenbewegung kennenlernte und die später Buch-Autoren wurden.

Antonia Grunenberg

Antonia Grunenberg, Antifaschismus - ein deutscher Mythos, Rowohlt-TB, 1993. - Während ich einer der fünf vom Frankfurter Studentenparlament gewählten Studentenzeitungs-HERAUSGEBER  war, war (das damalige) SDS-Mitglied Antonia Grunenberg REDAKTEURIN dieser  Studentenzeitung "Diskus". – A. Grunenberg ist eine Schwester der damals schon, in den 60er Jahren, bekannten, noch sehr jungen ZEIT-Journalistin Nina Grunenberg (geb. 1936, bei der ZEIT seit 1961). Antonia selbst wurde als gut Vierzigjährige Uni-Professorin, zuerst in Aachen, dann an der Ossietzky-Universität Oldenburg. Dort gehört sie auch dem Kuratorium einer Ossietzky-Stiftung an.

 

von Meysenbug – für mich heut unauffindbar

Zu den damaligen "Diskus"- und Adorno-Leuten gehörte der Illustrator Alfred von Meysenbug. In den Nuller-Jahren fand ich nichts über ihn im Internet, aber jetzt, 2021, gibt es ein ausführliches Wiki über ihn. - Von diesem Zeichner besitze ich das "Streit-Zeit-Buch" Nummer 2, herausgegeben von dem später ebenfalls als Autor bekannt gewordenen Horst Bingel. Von Meysenbug war einer der ersten in der damaligen Bundesrepublik, die das populäre Medium „Comic“ für politische Inhalte nützten. Meysenbug hatte ein nicht leicht vergessbares Gesicht: schmal, blass, dünnlippig, schütteres Haar, ungesunde Haut. Früher mochte man sich so vielleicht einen Adeligen aus uraltem Geschlecht vorstellen, der Künstler werden möchte. Dem Wiki-Text über ihn entnehme ich nicht nur ein zutreffendes Foto, sondern auch die Nachricht, dass „Alfred Freiherr Rivalier von Meysenbug“  im Jahr 2020 gestorben ist.

 

Er wirkte überhaupt nicht wie ein Philosoph (smiley) –

Vom Stalinismus zur Giessener Stadtgeschichte

46 Jahre später tu ich ihn wieder auf: auf dem Umweg über einen Flohmarkt-Buchkauf und einige Internet-Recherchen: Heinrich Brinkmann.

Heinrich Brinkmann, „Stalin, Theoretiker der Bürokratie – Eine Streitschrift gegen den offenen Stalinismus und gegen die verlogenen Entstalinisierer“, Rotdruck, Giessen 1972.

Ich hatte dieses Buch auf einem Flohmarkt im Jahr  2001 erworben.

Ich vermutete gleich beim Kauf dieses Buchs, es handele sich bei dessen Autor um einen Studienkollegen aus meiner Zeit am Frankfurter Philosophischen Seminar.

Ein Versuch gleich nach dem Kauf des Buchs 2001, Heinrich Brinkmanns Adresse zu finden, war ohne Erfolg. Aber bei einem weiteren Internet-Anlauf, im Sommer 2006, klappte es.  Heinrich Brinkmann studierte, wie er mir nun, 41 Jahre DANACH,  am Telefon erzählte, nur ein einziges Semester in Frankfurt (während meines eigenen ERSTEN Semesters  dort), im Sommer 65. Der „Typ“ Brinkmann gefiel mir damals so sehr, dass ich ihn nicht vergaß (obwohl ich ihn nur eben dieses  eine Vierteljahr lang  sah). Er war so ein lustiger, umgänglicher, eigentlich ganz unphilosophischer Typ. - Nach seinem Abschied aus Frankfurt wurde er in dem wenig revolutionären Gießen SDS-Vorsitzender (Als SDS-Mitglied befasste er sich mit dem damals zeitweilig heißen Thema „Stalinismus“). Wie eine ganze Reihe  68er wurde er später  GRÜNER  - und als solcher Mitglied im Gießener Stadtrat. Inzwischen lebt er im Ruhestand. Im Jahr 2018 interviewte ihn eine lokale Zeitung aus Anlass des „Jubiläums“ „50 Jahre Studentenbewegung“ https://stadt.gruene-giessen.de/wp-content/uploads/sites/31/2018/04/Heinrich-Brinkmann.pdf  und in einem Video, ebenfalls in jenem Jahr entstanden https://www.youtube.com/watch?v=z6jul148G3w

 – Das eingangs erwähnte Buch über die Stalinisierer ist typisch für jene Jahre. Später hat sich Brinkmann buchmäßig mit völlig anderen Themen befasst, etwa mit Gießener Stadtgeschichte. - Heinrich Brinkmanns Biographie weist Brüche auf. Er war nicht im landläufigen Sinn erfolgreich. Aber die fröhliche Stimme und die Art des Redens (am Telefon) sind auch noch nach 41   (Mitte der Nuller Jahre)  dieselben wie einst – eine Empfindung, die mir SEHR gefällt.

Beim Büchersortieren  sehe ich wieder Aufsätze von Philosophie-Lehrenden an der Uni Frankfurt aus „MEINER  Zeit": Texte  von Arend Kulenkampff, Bruno Liebrucks, Julius Jakob Schaaf, Josef Simon.

Der mir von allen liebste, Akademischer Rat Norbert Altwicker, lebt im Jahr  2006  als über Achtzigjähriger im Ruhestand in Neu-Isenburg bei Frankfurt. Ich dankte ihm anno 2006 (halb im Scherz) brieflich dafür, dass er mir vierzig Jahre zuvor, 1966, einen von ihm verfassten Aufsatz über den Pragmatismus in den USA (mit persönlicher Widmung) geschenkt hatte. Altwicker  antwortete brieflich, erfreut über dieses Eingedenken. Jetzt lese ich im Internet seine Todesanzeige aus dem Jahr 2016; Altwicker war 93 Jahre alt geworden.

 

Damals war er noch Mitglied des Jesuitenordens 

Auch  der vielfache und auch im Alter immer noch tätige Buch-Autor und zeitweilige Beck-Verlag-Lektor Günther Schiwy freute sich in den Nuller Jahren über ein schriftliches Erinnern von MIR, einem  einstigen Co-Adorniten. Im Jahr 2008 starb Schiwy im Alter von 76 Jahren. - Schiwy war in jener (von ihm und mir erlebten) Frankfurter Zeit Mitglied des Jesuitenordens; er kam damals aus der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen (zwischen Frankfurt und Offenbach) regelmäßig an die Frankfurter Uni  zu Adornos Seminaren.

 

Ebenfalls mit mir im Seminar bei Adorno…

…war der Schriftsteller Wolf Wondratschek. Auch von ihm befanden sich einige Bücher  in meinem Regal  "Frühere Bekannte“. - Wolf Wondratschek, Jahrgang 1943 (ein Jahr älter als ich), saß mit mir im Seminar bei Adorno und fiel mir damals (er war noch nicht Buch-Autor) durch sein schönes, leicht „romantisches“ Gesicht auf, durch einen kühlen, aufmerksamen Blick, die dunkle Brillenfassung und den meist weißen Rollkragenpullover. Er war immer auf ein gepflegtes „Erscheinungsbild“ bedacht. - Wondratschek begann in jener Zeit (Sechziger Jahre) zu veröffentlichen und tut es bis in die Gegenwart (ca. 1920). (Seine Texte bleiben mir fremd, aber, muss ich gestehen, mir ist Belletristik sowieso oft  fremd - smiley)

 

Zwei Romane, vor Jahrzehnten veröffentlicht - 

danach war wohl Schluss mit der Autorschaft

Zwei Romane des Schriftstellers (und einstigen Adorniten) Peter Schalmey sortierte ich inzwischen  ebenfalls in die „reguläre Belletristik“ ein. Das Internet verrät mir im Jahr 2021 fast null über ihn. Es scheint keine weieren Bücher von ihm zu geben als jene zwei Romane, die ich von ihm besitze und die 1977 und 79 erschienen, immerhin bei Hanser, München.

 

Ein Philosoph, der über Mickey-Mouse so gut wie Bescheid weiß

wie über Wittgenstein

Arno Müller, Probleme der behavioristischen Semiotik, Dissertation, 1970 –

angefertigt und akzeptiert von den Doktorvätern Habermas und Schaaf.  – Auch dieses Buch kommt jetzt unter „Philosophie allgemein“. Arno Müller war neben Klaus Erbrich mein engster studentischer Bekannter in Frankfurt aus der Vor-„68“-Zeit. Er wurde später Professor an einer Fachhochschule in Frankfurt  und er fand damals eine hübsche Frau, Geigerin an der Frankfurter Oper. Selbst  im hohen Alter von bald achtzig betätigt er sich als psychotherapeutischer Hypnotiseur und  arbeitet in der Organisation solcher Psychotherapeuten. - Über Arno vermerkte ich in meinen "Erinnerungen": Arno konnte (als dreißigjähriger) Mickymaus-Geschichten unter philosophischen oder sozialwissenschaftlichen Aspekten witzig analysieren und schrieb darüber auf meine Bitte einen  Text  für die Frankfurter Studentenzeitung, in der Zeit, in der ich „Diskus“-Mitherausgeber war.

 

Anscheinend alles erreicht - dann aus dem Leben geschieden

Dieter Leisegang: Die drei Potenzen der Relation, Heiderhoff-Verlag, 1969.

Leisegangs Dissertation an der Uni Frankfurt wurde betreut von den Doktorvätern Schaaf und Adorno. Adorno erlag in seinem Schweizer Ferienort kurz nach der mündlichen Prüfung Leisegangs einem Herzinfarkt. -  Uli und ich waren zu diesem Zeitpunkt  in einem  winzigen Morris Mini in der Bretagne unterwegs.

Von Leisegang besitze ich auch einen Band Gedichte und kurze poetische Texte, unter dem Titel "Lauter letzte Worte" herausgegeben 1968, wiederaufgelegt 1971 und erneut nach dem Freitod Leisegangs 1973, vermutlich dann erst unter dem genannten Titel, herausgegeben von dem Rundfunk-Redakteur, Musil-Spezialisten  und vielfältig tätigen Schriftsteller Karl Corino. - Über Leisegang notierte ich in meinen Erinnerungen: "Wenigstens drei meiner Studienfreunde beendeten ihr Leben selbst, als junge Menschen. - Zu ihnen gehörte der brilliante Dieter L.. Er stammte aus einer Familie von Künstlern und Philosophieprofessoren. Er hatte mit Bravour promoviert und sich sogar bereits habilitiert, also für eine Professorentätigkeit qualifiziert; er hielt bereits 1970 Vorlesungen in Südafrika und Kalifornien. Er schrieb schöne Gedichte und spielte gut Klavier; er war verheiratet mit einer schönen, klugen Frau mit  überaus angenehmen Umgangsformen; er hatte einen sympathischen  Sohn. Ein halbes Jahr nach Abschluss des Habilitationsverfahrens, also nach dem Erreichen des höchsten akademischen Abschlusses, mit der denkbar besten Note, setzte er 1973, als 30jähriger, seinem Leben ein Ende.“

  

Wirtschaftswissenschaftler und Stefan-George-Verehrer 

Aus der Studentenbewegungszeit datiert meine nun schon über fünfzig  Jahre währende Bekanntschaft mit Dr. Dr. Bertram Schefold, später jahrzehntelang Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Uni Frankfurt. - Von B. Schefold besitze ich eine ganze Reihe Bücher, unter anderem seine zweite Dissertation, eine wirtschaftswissenschaftliche Arbeit, verfasst an der Uni Cambridge, erschienen bei Suhrkamp, des weiteren "Die Grenzen der Atomwirtschaft" (zusammen mit Klaus Michael Meyer-Abich) und die zweibändige (Suhrkamp-)Aufsatzsammlung "Wirtschaftsstile".

Dass ich mit Bertram Schefold verwandt bin, habe ich in meinen "Erinnerungen" notiert; ich erfuhr von dieser weitläufigen Verwandtheit auf kuriose Art im Jahr 1968 zu mitternächtlicher Stunde in einer Marburger Kneipe. Damals trafen sich Vorstandsmitglieder des Schweizer Studentenverbandes, voran dessen damaliger Präsident Dr. Bertram Schefold, und einige vom Deutschen Studentenverband angeforderte Studentenfunktionäre (darunter auch ich) ein Wochenende lang zu lockeren Gesprächen in Marburg. Den Schweizern sollte die aktuelle deutsche Studentenpolitik vermittelt werden. ICH war von meinem Frankfurter Studentenausschuss-Vorsitzenden Hans Jürgen Birkholz für dieses Treffen in Marburg abgeordnet worden. Nachts gegen 23 Uhr, nach einem Tag voller Diskussionen, unterhielt sich die etwa zwölfköpfige Gruppe zwanglos in einem Marburger Gasthaus über alles mögliche. Man stellte sich auch gegenseitig vor. Der Schweizer Studentenverbandspräsident flachste, als er von meiner schwäbischen Herkunft hörte: „Ja, auch ich  bin eigentlich Schwabe.“ Ich daraufhin, forsch - scherzhaft: "Eigentlich sind alle Schwaben miteinander verwandt." Woher denn seine schwäbische Verwandtschaft stamme?  Antwort: "Aus dem Raum Ulm"  - Dann ergab sich rasch, dass wir, Bertram und ich, über meine Urgroßmutter „Boppile Beppold“ (ca. 1850 – 1925) und einen ihrer Brüder verwandt sind. 

Bertram, geboren 1943, hatte schon sehr jung in Basel in Mathematik diplomiert, dann in Cambridge in Wirtschaftswissenschaften promoviert (bei damals international berühmten linken Ökonomen, u. a. Sraffa) und hat inzwischen fast zahllose  Bücher und Aufsätze veröffentlicht. In unserer Frankfurter Zeit besuchten Uli und ich die damals junge Familie Schefold einige Male in deren Haus an der Hynsperg-Straße, nicht weit entfernt von unserer Wohnung.

Bertram hat als vom Vater überkommenes "Pflicht-Erbe" über Jahre hin den Vorsitz der deutschen George-Gesellschaft übernommen, mit Sitz in Bingen, dem Geburtsort von Stefan George. Bertrams Vater gehörte zum Kreis der Verehrer dieses seltsamen Dichters.

Nach dem Tod seines Vaters Karl,  mit über neunzig, schenkte  Bertram mir  die Gedenkschrift, die die drei Söhne, alle drei  Uni-Professoren, über ihren Vater nach dessen Ableben verfassten.

 

Der Beau im Sozialdemokratischen Hochschulbund

Lutz Unterseher, „Arbeitsvertrag und innerbetriebliche Herrschaft – eine historische Untersuchung“, Europäische Verlagsanstalt 1969.  Das war, wenn ich mich recht erinnere, Untersehers Dissertation. Ich erhielt von Lutz  ein Exemplar mit  Widmung.

Unterseher war, könnte man scherzen,  der Beau im damaligen Frankfurter “Sozialdemokratischen Hochschulbund“ (1987):  immer mit Jacke, Krawatte, Hemd, Bügelfaltenhose, immer mit cooler Miene, coole Sprüche äußernd, süffisant lächelnd, leichtes Embonpoint. Mit seinem Auftreten hätte er auf die Seite des Klassenfeindes gepasst  (smiley).

Im Internet fand ich (2010) zahlreiche  biographische Notizen über ihn,  u.a.: "Lutz Unterseher untersucht die Problematik des Rüstungsbedarfs und seiner Bestimmung. Er legt am Beispiel von Projekten aktischer Kampfflugzeuge dar, wie in Europa wichtige Waffensysteme beschlossen und enntwickelt werden.“ „Dr. Lutz Unterseher ist Politikwissenschaftler und Soziologe, international tätiger Politikberater in Fragen der Streitkräfteplanung, Lehrtätigkeit an den Universitäten Münster und Osnabrück sowie an Militärakademien". –„ Dr. Lutz Unterseher... is personal advisor to the Social Democratic rapporteur on the defense budget in the German Bundestag and has been a visiting lecturer and consultant with the Austrian Army, the Federal German Army, and the British Army's Sandhurst Academy…“ – 2020 entdeckte der hier erwähnte Autor diese meine Notiz im Internet und  rief mich an :- )

 

Charismatiker im SHB, inzwischen wohl Mitglied der "Toskana-Fraktion"

Vom einstigen Frankfurter SHB-Vorsitzenden Konrad („Conny“) Schacht besitze ich das von ihm mitherausgegebene Büchlein "Protestwähler und Wahlverweigerer" (1992). Konrad Schacht leitender Beamter  im Hessischen Kultusministerium; zuvor   Leiter der Landeszentrale für politische Bildung. Seinen ersten wichtigen Sprung in die höhere Politik tat er als persönlicher Referent des im Sommer 2006 verstorbenen einstigen hessischen Ministerpräsidenten Holger Börner. - Telefonisch erzählte mir Konrad, er sei von dem oberschwäbischen Schriftsteller Martin Walser in einem seiner Romane gut erkennbar porträtiert worden. – Im Ruhestand ist „Conny“ öfters in Apulien. Anno 2020 tauschten wir uns telefonisch-mailig aus über „alte Zeiten“ und die noch „Überlebenden“.

 

Er begann spät mit Bücher-Schreiben – und erhielt beste Rezensionen 

Ein Autor, den ich ebenfalls aus Frankfurt kenne, der sich aber damals (anders als viele meiner damaligen Bekannten) NICHT  politisch engagierte, war Claus Süßenberger.

Von ihm besitze ich zwei Sammelbände mit Aufsätzen über ungewöhnliche Personen des Zeitraums 1550 / 1800 und einen Roman. - Über Süßenberger notierte ich in meinen Erinnerungen: Er hat nach Jahrzehnten der Tätigkeit als Studienrat für Französisch und Geschichte in einer Taunus-Gemeinde zwei brillante Essaybände verfasst (er erhielt dafür auch begeisterte Besprechungen). Außerdem veröffentlichte er  einen historischen Roman unter (leicht entschlüsselbarem) Pseudonym, einen Roman, der im 18. Jahrhundert spielt. Hauptfigur ist der berühmte Scharlatan Cagliostro. Süßenberger scheint später keine weiteren Bücher veröffentlicht zu haben.

Claus Süßenberger wohnte 1966 im selben Flur des Frankfurter Studentenhauses wie ich, er heiratete 1969 eine Mitstudentin aus dem Studentenheim, deren Vater in Dijon eine Textilfabrik besaß. Claus bat damals einige Frankfurter Mitstudenten, darunter mich, bei der Trauung in der Heimat seiner Frau, in Dijon, den Trauzeugen zu spielen. Die Fahrt nach Dijon war einer der ersten großen Ausflüge meines Lebens (dabei dauerte dieser Ausflug  nur zwei oder drei Tage).

 

Eine blinde Ägypterin berät junge deutsche Türkinnen

Ebenfalls aus dem Studentenheim bekannt war mir Mounira Daoud-Harms. Von ihr besitze ich ihre als Buch im Campus-Verlag erschienene Dissertation "Blindheit - zur psychischen Entwicklung körpergeschädigter Menschen", 1986. - Mounira Daoud, mit mir etwa gleichaltrig, kam aus einer ägyptischen Industriellenfamilie; ihr Vater hatte in Italien Elektrotechnik studiert und stellte dann in Kairo Elektrogeräte her; er schickte seine blinde Tochter als vielleicht zehnjährige Anfang / Mitte der 50er Jahre nach Deutschland, genauer: nach Marburg, ans dortige Blindengymnasium. Für das kleine Mädchen aus fremdem Land mit anderer Sprache und fremder Kultur war der Aufenthalt in dem fremden Deutschland, tausende Kilometer von der Heimat entfernt, zunächst sehr hart. - Mounira absolvierte in Marburg das Gymnasium und studierte nach dem Abitur in Marburg und dann in Frankfurt. Hier wohnte sie wie ich im Studentenheim direkt an der Uni. Als ich die erste Fassung dieser Erinnerungen notierte, 2004,  arbeitete M. in Frankfurt für eine Integration von Ausländerkindern in Frankfurt.

 

Ein liebenswürdiger Träumer

Aus dem Jahr 1998 datiert meine (schon wieder lang vergangene)  Bekanntschaft mit dem Autor Wilhelm Bleddin (real: Friedrich Gand). - Der Sohn aus einer evangelischen Pfarrersfamilie in der DDR flüchtete als junger Mann  in den Westen, studierte und promovierte in Tübingen und war dann Studienrat für Geschichte an einem Gymnasium im Großraum Tübingen-Stuttgart. Er hat eine ganze Reihe Kinderbücher, Gedichtbände, Bücher mit Erzählungen, Aphorismen, Kurzgeschichten und historischen Sachbüchern veröffentlicht. - Ich lernte "Bleddin" bei einem Künstler-Flohmarkt in der Halle des Dorfes Lauterach (10 km von Ehingen) kennen. Über ihn notierte ich in meinen Erinnerungen: „Wir  wechselten einige Jahre lang Briefe. Leider versandete der Briefwechsel.“ Ein möglicher Grund: Unsere Briefe waren beiderseits immer  UNpersönlich geblieben.“

  

Von der Provinzzeitung zum Münchner "Focus" 

In den Bücher-Bereich "Vorderer Orient" verschoben wurde beim Großreinemachen  Hartmut Kistenfegers Buch „Maghreb-Union und Golfrat – Regionale Kooperation in der arabischen Welt“, 1994 (zugrunde lag diesem Buch die Magisterarbeit des Autors). 

Hartmut  Kistenfeger war, während seiner Gymmi-Zeit Ende der 70er Jahre, der erste von MIR ausgewählte  Freie Mitarbeiter der damaligen „Schwäbischen Zeitung Ehingen“ und als solcher zuständig für die Nachbarstadt Munderkingen. Er war einer der ersten Redakteure, die Anfang der Neunziger Jahre von  der damals neugegründeten Wochenzeitung "Focus" eingestellt wurden. In späteren Jahren fand ich ihn im Internet als Pressesprecher eines Unternehmer-Verbandes und einer großen Klinik.

 

Eine Frau bekennt in Gedichtbänden ihr Männer-Ideal per Foto

Eher Kuriosa sind die Gedichtbände einer Frau, die ein Vierteljahr in den Neunzigern bei mir, in der Ehinger  Ausgabe der „Schwäbischen Zeitung“, beschäftigt war. Sie hat ihre Gedicht-Bücher im Eigenverlag  drucken lassen und  sie mit Fotos von Männern geschmückt, deren Ausdruck ich als, vorsichtig formuliert: sehr sehr jugendlich  empfand. -  Frau X. verließ uns bald wieder und arbeitete dann als Journalistin in ihrer Heimatstadt im Allgäu. Später versuchte sie, per Rechtsanwalt und Gerichts-Androhung von mir ein Zeugnis über ihre Tätigkeit bei mir nach i°h°r°e°r Vorstellung  zu erzwingen. Ich hatte damals die Empfindung: Das deutsche Recht ist schon was Seltsames;  es verlangt von mir, einem eigentlich der Wahrheit verpflichteten  Journalisten, etwas zu schreiben, was er  für unrichtig hält.

 

Dem fremden Land Bulgarien „verfallen“ 

Ebenfalls von einem früheren Redakteur, Christian Geiselmann, stammt ein weiteres Buch in meinem Besitz: Geiselmanns 230seitige Magisterarbeit "Politisches Leben in der bulgarischen Dorfgesellschaft 1919 – 1944 – Am Beispiel der Memoiren des Sefan Rajkov aus Vaglevci", Uni München 2001. Mitte der Nuller Jahre war  Geiselmann in Bulgarien tätig, im Auftrag der EU; er untersuchte  die Rolle der orthodoxen Geistlichen in osteuropäischen Nach-„Wende“-Gesellschaften. Später stellte ich fest, dass er in der Verwaltung einer deutschen Großstadt für deren europäische Kontakte zuständig ist.

 

Ein Entwicklungshilfeprojekt der Familie Feger endet mit einem frühen Tod 

Schwer fällt mir die Verschiebung  einer dicken, vervielfältigten und gebundenen  Analyse der Möglichkeiten einer "standortgerechten und agroindustriellen Entwicklung der Nordost-Region Haitis" Eschborn – Heidelberg 1986. – Dieses Exposé war angefertigt worden, damit unser langjähriger haitianischer Schützling Bellande Silvain öffentliche Zuschüsse für ein großes  Entwicklungsprojekt in seinem Heimatland erhält. Generös gefördert von der Familie Feger (meiner Mutter, mir, meiner Frau) über viele Jahre hin, wurde Bellande Silvain vor ca. 35 Jahren der erste (vielleicht bis heute der einzige) aus Haiti stammende Chemie-Ingenieur.  Die schwierige politische Situation in dem Inselstaat und Silvains Tod durch Magenkrebs Mitte der 90er Jahre verunsinnigten die caritativ gemeinten „Investitionen" der Familie Feger. 

 

Vom Bestattersohn und katholischen Theologen zum Frauen-Nachahmer 

Aus der Feder von "Frl. Wommy Wonder“ stammt das Büchlein „So als Mensch - Szenen aus einem kabarettistischen Travestival" (1989). Autor ist der (in Stuttgart „niedergelassene“) Kabarettist Michael Panzer, der während seines Ehinger Altsprachen-Jahres (nach dem Abitur, vor dem Theologie- und Germanistik-Studium) Ende der 80er Jahre mein Mitarbeiter war und der NACH  dem Theologie-Studium das Kabarett zum Hauptberuf machte. Wir zwei wechseln bis heute ab und zu Briefe. Dem erstaunlich erfolgreich Theater und Organisation verknüpfenden Mann machte die Corona-Pandemie der Jahre 2020/2021 einen dicken Strich durch seine „Rechnungen“.

Bei den  Auftritten von „Wommy“ empfand ich,  sie/er wolle sich über das weibliche Geschlecht lustig machen. Aber als ich in einer Fernseh-Sendung über Wommy sah, mit welcher Liebe er seine Frauenkostüme näht und pflegt, kam mir der Gedanke: Er wäre GERN  eine Frau  - und er verwirklicht sich diesen Wunsch durch seine Auftritte in Frauenrollen und Frauenkleidern.

 

Antiquar und Poet 

2004 lernte ich den  Tübinger (Universal-)Autor Kay Borowsky kennen. Er hütete damals grade  die Räume des berühmten Tübinger Antiquariats Heckenhauer. Ich schaute bei einem Tübingen-Trip  - Jahrzehnten nach meinem Studium an der dortigen Uni   wieder in jenes Antiquariat  ‘rein. Der spätere Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse hat dort schon gearbeitet. - Von Borowsky erwarb ich an jenem Tag das  Buch „In Tübingen und drum herum“ und ließ es mir vom Autor gleich signieren. Borowsky hatte etwa mein Alter. Er kam aus Posen ins Schwäbische; er studierte etwa "zu meiner Zeit" in Tübingen und erlebte dort, wie er sagte,  zum ersten Mal so etwas wie Heimat. Er lebt seitdem  in dieser Stadt.

Borowsky hat viel aus dem Russischen und Französischen ins Deutsche übersetzt und eine große Zahl Bücher, darunter Krimis, und Zeitungsbeiträge verfasst. Vom Äußern her passte er gut in ein Antiquariat; man konnte ihn sich gut als „Poet in der Dachkammer“ vorstellen.

 

Der erfolgreichste deutsche Science-Fiction-Autor

Aus der  zweiten Hälfte der 90er Jahre  datiert  meine Bekanntschaft mit dem erfolgreichsten deutschen Science-Fiction-Schriftsteller der Gegenwart, Andreas Eschbach. Der Autor  verehrte mir im September 2004 sein "Buch von der Zukunft – ein Reiseführer", gerade frisch erschienen bei Rowohlt Berlin (Die Zentrale der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch lehnte meinen Rezensionsvorschlag ab, man habe  noch "genügend auf Halde liegen".  - Ich nehme an, dass diese „auf Halde liegenden“ Rezensionen kein Buch betrafen, dessen Autor zugleich erfolgreichster deutscher SF-Autor und zugleich OBERSCHWABE ist. So können REGIONALzeitungen ihre ureigensten Aufgaben und Themen beiseite schieben.)

Andreas Eschbach stammt aus dem sechs Kilometer von Ehingen entfernten Dorf Öpfingen und besuchte das Ehinger Gymnasium (inclusive Abitur). Über ihn notierte ich in meinen "Erinnerungen" unter anderem: Eschbach verfasste schon als 12-jähriger Phantasiegeschichten und tauschte sie mit einigen Klassenkameraden aus. Als ich in den 90er Jahren erstmals von seinen  Autor-Erfolgen hörte, nahm ich an, seine Schriftstellerei sei "organisch" aus der Alltagsarbeit des einst angehenden Computer- und Informatik-Spezialisten erwachsen. Denkste! Es ereignete sich bei Eschbach ein fast existentieller Akt der Umorientierung, der dann zur Schriftstellerei führte (Das stellte er auf seiner Homepage dar). -  Inzwischen hat schon lang  sogar der Literaturteil der FAZ von dem „Unterhaltungsschriftsteller“ Eschbach Notiz genommen. Ich entdeckte bald nach Erscheinen des Romans  „Das Jesus-Video“ in einer Bücherrezensionen-Beilage der FAZ den bewundernden Text des damaligen  Chefredakteurs Schirrmacher über dieses eine Millionenauflage erreichende Buch aus der Feder Eschbachs. Ich veröffentlichte diesen Schirrmacher-Text in der Schwäbischen Zeitung Ehingen, quasi nach dem Motto: "vf proudly presents Schirrmacher on the Öpfingerian Eschbach").

Im Jahr 2004 erschien von Eschbach das eingangs erwähnte – meines Empfindens brilliante -  Sachbuch über Zukunftsszenarien. Der Autor schickte es mir mit Widmung zu. Eschbach wohnt nun schon seit langem  an der französischen Kanalküste. Aber man kann ihn ab und zu bei Lesungen in Deutschland, auch im Schwabenland und sogar in Ehingen  hören und sehen. Eschbach ist ein höchst fruchtbarer (und auch erfolgreicher) Autor.

 

Das persönliche Zeugnis eines verfolgten Juden - fünfzig Jahre später

Jizchak Schwersenz, Die versteckte Gruppe – Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland, Berlin 1988, Dritte Auflage 1988,

Dieses  Buch enthält eine  Widmung durch den Verfasser, "Liebe deinen Nächsten – er ist wie du", deutsch und hebräisch,  „22. November 1994“. Auch dieses Buch steht inzwischen in der Abteilung „Judentum“. - Ich hatte das Buch bei einer Lesung von Schwersenz in Ehingen im Jahr 1994 erworben und vom Autor signiert bekommen. Schwersenz erzählte an diesem Abend in Ehingen aus seinem Leben. Von seinen Erinnerungen an die Jahre im Untergrund in Berlin während NS-Zeit und Krieg war ich tief bewegt.  

 

Ein Paradiesvogel zwischen Guantanamo, Granheim und Rilkes Sterbe-Schloss

Alfred Maurice de Zayas, "Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen aus dem Osten", Kohlhammer-Verlag 1986, mit Widmung des Autors vom 6. September 1986.

Der US-Amerikaner de Zayas, ausgebildet in internationalem Recht und in Geschichtswissenschaft, war Mitte der 80er Jahre beim Hohen Kommissar der UN in Genf für rechtliche Fragen aus dem Bereich  Flucht und Vertreibung zuständig. Er wurde auch  Universitätslehrer in mehreren Ländern; er war Vorsitzender des Pen-Clubs der romanischen Schweiz. Er betreibt eine sehr bunte Website, in der ich mich vor langem mal „verewigte“. - De Zayas entstammt einem spanischen Hochadelsgeschlecht, ist aber in Kuba und den USA aufgewachsen. Er hat unter anderem auch in Deutschland studiert, in Tübingen und Göttingen. Vermutlich aus der Tübinger Studenten-Verbindung (der er angehört und auf die ein Link auf seiner Website verweist) rührt die Bekanntschaft mit einem adelsstämmigen (einstigen) Rechtsanwalt aus dem Raum Ehingen, später ohne „Fortüne“. - Dieser Adelsstämmige  lud Zayas in den  80er Jahren auf sein Schloss in Granheim ein, zum gemeinsamen Jagen. Außerdem lud der Adelsstämmige  meinen Redakteur W. H. Schmid und mich  zu einem Gespräch mit dem damals schon prominenten, aber noch jungen de Zayas auf das Schloss. Wir hatten ein angenehmes  Gespräch. Ich fotografierte den Gast und schickte ihm die Fotos zu; ich erhielt dann von dem Interviewpartner von ihm für die UN erarbeitete Texte. Mein Eindruck 2006 von seiner  Web-Site: de Zayas gefällt sich  als Großwildjäger  in den Sümpfen Louisianas und in den Wäldern der Schwäbischen Alb bei  Granheim. Er stellt sich auch vor als Übersetzer von  Rilke-Gedichten ins Spanische; als einer, der nicht nur Analysen über Völkerrechtsverstöße formuliert (zum Genozid an den Armeniern, zur Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, zu den widerrechtlichen Inhaftierungen auf Guantanamo, letzteres sehr ehrenwert), sondern der auch Geschichten und Gedichte schreibt (in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch) und sie auf seiner Website präsentiert, ein Mann, der sich gern unter Schriftstellern bewegt, der in einem regionalen Pen-Club den Vorsitz übernimmt, einer, der  auf seiner Website anlässlich eines Besuchs der ungarischen Hauptstadt Budapest von ungarischen Weinen schwärmt und beim Anblick holländischer Windmühlen zu Tränen gerührt ist. Er ist jemand,  der auf seiner Website einen Link zur Homepage des radikalen  linken US-amerikanischen Philosophen Noam Chomsky setzt und andererseits  zur Website des deutschen "revisionistischen" Historikers Nolte. Aber zumindest damals verriet de Zayas  auf seiner redseligen Website  nichts über sein Alter, seinen Werdegang, seinen Familienstand

 

Spezialist für die Themen „Buttenhäuser  Juden“

und „Reichsfinanzminister Erzberger“

Von dem Wirtschaftswissenschaftler und Historiker Günter Randecker aus Dettingen / Erms besitze ich seine kleine Schrift "Der gute Geist von Buttenhausen - Matthias Erzberger 1875 – 1921", Oberkirch 1992. Auch sie wurde  umsortiert. - Mit G, Randecker hatte ich viele Jahre zu tun: Ich warb regelmäßig in der Ehinger Schwäbischen Zeitung für seine Führungen durch das Lautertaldorf Buttenhausen auf den Spuren der dort einst lebenden jüdischen Menschen. Randecker ist auch Erzberger-Spezialist (Erzberger stammte ebenfalls aus dem Lautertal); Randecker  hat unter anderem eine deutschlandweit gezeigte Ausstellung über den einstigen Reichsfinanzminister erarbeitet.  

 

Hellmuth Haasis und die Rottenacker Separatisten

H.  Haasis – von diesem Autor besitze ich zahlreiche Bücher und Aufsätze. Besonders verbunden ist Haasis mir durch den von ihm "entdeckten" und in seiner Reihe "Blauwolkengasse" herausgegebenen Text: „Stephan Huber, Ein Volck wo FreiheitsLiebe brennt scheut nicht ThiranenMacht", 1993.  Huber war ein armer, zugleich aber revolutionär gesinnter Weber in dem Dörflein Rottenacker nahe Ehingen (also wie Öpfingen im Verbreitungsgebiet meiner Zeitung). In dem Büchlein über Huber vermerkte der Autor Haasis: "Absatzförderung in Ehingen und Rottenacker: Veit Feger“ -  Die Haasis’sche Re-Edtionen-Serie unterm Sammelnamen "Blauwolkengasse" war angekündigt als "verschüttete Freiheitsbibliothek aus der Zeit der deutschen Jakobiner, ausgegraben von Hellmut G. Haasis". –. Auch diesen Text sortierte ich  um, damals in die Abteilung „deutsche Jakobiner“.

Zur Erläuterung noch: Die Rottenacker „Separatisten“ hatten als einen  Wortführer jenen erwähnten  Stephan Huber; diese „linken Pietisten“ wurden  inzwischen zu schon fast weltgeschichtlichen Ehren erhoben:  Nach ihrer Flucht aus Württemberg gründeten diese emigrierten Rottenacker  in den USA eine zunächst prosperierende Siedlung mit Gemein-Eigentum, eine Siedlung, deren (freilich längst vergangenen) wirtschaftlichen Erfolg  Marx und Engels als Beweis für ihre These diente, dass eine sozialistisch verfasste Gemeinde reüssiert.

Bei Haasis lernte ich, dass mein Traumberuf "Schriftsteller" meist fordert, zu einem bescheidenen Lebensstil bereit zu sein. Lobende Rezensionen für das  Buch eines Autors sagen nichts über die Höhe von dessen  Bankkonto.

Mit Hellmut Haasis verbindet mich über dreißig  Jahre ein freundlicher  Kontakt.

 

Einst ein Leuchtfeuer in meinem Leben

Der frühere Dächinger Bürgermeister und Ortsvorsteher Franz Holzmann starb im Frühjahr 2006 im Alter von 78 Jahren. Über zwei Jahrzehnte seines Lebens hat Holzmann der Erforschung und Würdigung eines bedeutenden Sohns seiner Heimatgemeinde Dächingen, Johannes Stiehle, gewidmet und erweiterte diese Forscherarbeit dann um CARITATIVE  Arbeit in Südamerika. Für die dort von Holzmann angeregten Einrichtungen der Stiehle-Fördergemeinschaft hat Holzmann über Jahre hinweg erstaunlich viele Spender gesucht und gefunden. – Und vor allem: Holzmann hat das Leben des Dom-Erbauers  Stiehle auch in Buchform gewürdigt.

Mit Holzmann und seiner Lebensarbeit verbindet sich für mich einiges, das zum Schönsten meines Berufslebens gehört. Ich hatte Holzmanns Forscherarbeit von Beginn an gefördert, publizistisch begleitet und die Arbeit dieses trotz enormer Leistungen immer ganz bescheiden gebliebenen  Mannes auf der Website der Stiehle-Fördergemeinschaft gewürdigt - gottseidank schon zu seinen LEBzeiten und nicht erst nach seinem Tod.

Aber nun, im Mai 2021, bei der Überarbeitung meines Aufsatzes von 2006, seh ich: Die Welt ändert sich; mein würdigendes „Nachwort“ für Holzmann auf der Website „bruderjohannesstehle.de“, früher prominent auf der Site platziert und hier verlinkt, ist, wenn überhaupt, allenfalls  nach langer Suche zu finden. Der Websiten-Master ist mit dem Rasenmäher über seine Site drübergegangen. Und das  zwischen 1990 und 2010 so stattlich aussehende Hilfswerk für Cuenca/Ecuador ist  - wegen korruptem Verhalten der südamerikanischen Beauftragten – geschrumpft zu einem  Stipendium für einen Hausmeistersohn. -  Was in Cuenca mit dem von Holzmann gegründeten Hilfswerk passierte, das bekam er selbst gozeidank infolge Todes nicht mehr mit; es hätt ihm das Herz gebrochen.

 

Eine historisch höchst gebildete Oberschwäbin

Eine Ausgabe der Zeitschrift "Oberland – Kultur – Geschichte – Natur – Beiträge aus Oberschwaben und dem Allgäu", Heft 2 1994, wurde mir übereignet von Dr. Irene Pill, der damaligen leitenden Archivarin des Landkreises Ravensburg, aufgewachsen in SCHELKLINGEN  bei Ehingen. – Nach einer Reihe von Jahren auf diesem begehrten Ravensburger Posten, auf den sie aus Hunderten Kandidaten gewählt worden war, gab sie ihren "Orchideen-Job" auf. Als ich diese Erinnerungsnotizen vor langem schrieb, hatte sie eine interessante Position in Schaffhausen/Schweiz gefunden.

 

Philosophin und Pornographin 

Barbara Sichtermann und Ingo Rose, Männer am Rande des Nerven­zusammenbruchs, Frühjahr 2006. –

Dieses Buch hat mir die Autorin kurz nach dessen Erscheinen zugeeignet, als Dank für einen Verehrungsbrief, den ich ihr damals, 2006,  geschrieben hatte, meinen  zweiten Verehrungsbrief an sie. Den ersten, etwa zehn Jahren zuvor, beantwortete Barbara Sichtermann ebenfalls handschriftlich und liebenswürdig.  

B. Sichtermann ist eine ungewöhnliche Autorin: Sie schrieb zwei Jahrzehnte lang zum Teil höchst philosophische, ungeheuer gebildete Texte vorwiegend im Themen-Bereich "Mann - Frau" (aber auch über „Kindererziehung“), dazu regelmäßig jede Woche über viele Jahre hin in der „ZEIT“ Fernsehkritiken. Dann, sie war schon fünfzig und drüber, folgten aus ihrer Feder deftige erotische (besser: pornographische) Romane, deren ersten, "Vicky Victory“, ich  hinreißend witzig und souverän empfand ("souverän", wenn man bedenkt, dass der Autor nicht ein Mann, sondern eine FRAU ist.) Dass es sich bei diesen Romanen   um Pornos handelt, steht auf keinem Klappentext, und auch kein Rezensent vermerkt es. Die Literaturleute sprechen hier freundlich von „erotischer“ Literatur.

In einem ihrer jüngeren Bücher, oben erwähnt,  befasst sich die Autorin mit Problemen junger Leute beim Erwachsenwerden. Sie verarbeitet da auch Erfahrungen, die sie mit von ihr adoptierten Kindern gewann.   

 

Die Shakespeare-Kennerin wollte nicht kritisiert sein

Stephanie Cowell, Sonette der Liebe, Ein Shakespeare-Roman, engl. 1997, dt. 1999, von mir erworben 2004.

Auch dieses Buch wurde  umsortiert. - Ich ärgerte mich bei der Lektüre des Buchs über eine darin vorgetragene Wertung.   Shakespeare wird als Homo dargestellt und zugleich als trotz aller Homosexualität von Gewissensbissen FREIER Christ. Die Kopplung der beiden Eigenschaften „Homo“ und „Gutes Gewissen“ schien mir höchst unwahrscheinlich für eine Zeit, in der Homos üblicherweise als Scheusale galten und oft unter Folterqualen hingerichtet wurden, eine Zeit, aus der wir null persönliche bekennende Zeugnisse von Homosexualität haben – aus gutem Grund. Eine Zeit, aus  der uns Homosexualität nur als Inhalt von Prozessprotokollen und vielleicht (aber recht undeutlich:) aus kirchlichen Predigten bekannt ist. - Ich schrieb der Autorin in die USA. Frau Cowell reagierte auf meine  kritische Nachfrage verärgert. - Mein Eindruck, wie des öfteren: viele Autoren sind unvorstellbar empfindlich und eitel. Dabei ist Autorschaft ein sehr freier Akt; ein Autor (oder: eine Autorin) lehnt sich fast immer ohne Zwang  "aus dem Fenster“,

 

Die Erotica-Autorin sendet mir ihr "Taboo" 

Die amerikanische Erotica-Autorin Susan Johnson wurde von mir Mitte der 90er Jahre  mit einem bewundernden Brief bedacht. Sie antwortete sehr freundlich (im Dezember 1996) und schickte  mir sogar aus den USA einen  ihrer Romane. Sie entschuldigte sich für nicht genügende Deutsch-Kenntnisse. Ich hingegen empfand, nicht über so  gute ENGLISCH-Kenntnisse zu verfügen, um ihr einen merkwürdigen Topos ihrer Romane in witzigem Ton vorzuhalten (smiley). - Ich kaufte im Lauf von etwa fünf Jahren, zwischen 1996 und 2001, acht ihrer saftigen historischen Pornos,  alle ins Deutsche übersetzt und bei Heyne verlegt. Die Autorin erweist sich in diesen Romanen als überaus gebildet. Die meisten ihrer Romane sind am Schluss mit Erläuterungen zum geschichtlichen Hintergrund versehen, Anmerkungen, aus denen klar hervorgeht, dass die Autorin über sehr gute historische Kenntnisse verfügt (was man bei einer Porno-Autorin  nicht unbedingt vermutet). Zum Teil suchte Susan Johnson vor der Niederschrift eines Romans jene Gegend auf, in der dieser Roman handeln soll. Unter anderem besuchte sie für einen Roman (angesiedelt in der Zeit der sogenannten Koalitionskriege gegen Napoleon) die Nordostschweiz und Vorarlberg. - Die TITEL  ihrer Romane ähneln sich alle und werden wohl immer vom deutschen Verlag (Heyne) erfunden.  Sie lauten "Funkelnde Leidenschaft" (USA 1986, dt. 1998) "Atemlose Leidenschaft" (USA 1997, dt. 1999; amerikanischer Titel: "Taboo", mir von der Autorin verehrt). Weitere Titel:  "Leidenschaftliche Lady" (USA 1999, dt. 2001), "Zügel der Leidenschaft" (USA 95, dt. 1997).  - In allen Romanen, die ich las,  ist folgender „Topos“ zentral: Die weibliche Hauptfigur wird von ihrem sinnlichen Begehren nach ihrem Helden geradezu überwältigt; sie begehrt diesen Mann,  obwohl ihr Verstand, ihr Gemüt, ihre Erziehung hier GEGEN ein  Begehren sprechen.  – Noch ein wiederkehrendes Stil-Element: Mann und Frau spotten über die jeweilige Abhängigkeit des anderen, ein Verhalten, das ich als un-chevaleresk empfinde, egal, ob es von der Frau oder vom Mann ausgeht.  – EIN Problem, wenn man im Internet nach dieser Autorin sucht…: Es gibt eine namensgleiche englischsprachige Autorin (in Australien).

 

Ein Ravensburger Humorist mit Ehinger Wurzeln

VERWANDTSCHAFTLICHEN Hintergrund hat der Besitz dreier Bücher des Ravensburger Humoristen und Kabarettisten Manfred Hepperle: Mit ihm bin ich über den Ravensburger Bürgermeister  Hans Mantz (einen Großonkel mütterlicherseits) verwandt. - Den Kabarettisten Hepperle habe ich bei einem Auftritt in der Ehinger Gymnasiumsaula vor vielen Jahren erlebt. Im November 2007 (als ich diese Notizen schon mal überarbeitete) trat M. Hepperle  auch  in Ehingen wieder mal auf. - Ich gestehe, ich  habe Probleme mit Kabarettisten, die sich über die Provinzialität von Provinzlern lustig machen.  – M. Hepperle ist im Jahr 2012 gestorben.

 

Von der südafrikanischen Befreiungsbewegung ins Seminar bei Ernst Bloch

Beim Sortieren meiner Bestände fand  ich weitere Bücher, deren Autoren ich kannte. Da ist beispielsweise der Ernst-Bloch-Schüler Franz John Tennyson Lee aus Südafrika, als junger Mann engagiert  in der südafrikanischen Befreiungsbewegung, später, ab Mitte der 60er Jahre Student in Deutschland und seit Ende der 70er Jahre Professor in Venezuela (zudem Mitte der Nuller Jahre Betreiber einer Website in drei Sprachen). - Ich kannte J. T. Lee aus dem Tübinger Seminar bei Ernst Bloch und später aus dem Frankfurter philosophischen und soziologischen Seminar. Er war (wie ich) von der Uni Tübingen an die Uni Frankfurt gewechselt. - Ich versuchte im Jahr 2006, ihn anzumailen, aber der Mail-Kontakte funktionierte nicht. Den freundlichen Gruß-Text schickte ich damals  dann auch als BRIEF, ob er  je zum Adressaten kam, weiß ich nicht. Wie es scheint, blieb der Südafrikaner seinen marxistischen Ansichten weiterhin treu,  weit über den Zeitpunkt meiner letzten Befassung mit ihm.

 

Einer der ersten  Frankfurter Achtundsechziger, die  auf die „Gegenseite“ wechselten 

Von Michael Schwarze besitze ich den Suhrkamp-Band "Weihnachten ohne Fernsehen – Kulturpolitische Essays, Glossen, Porträts. Mit einem Nachwort von Joachim Fest", dem einstigen FAZ-Herausgeber. – 240 Seiten, 1984. - Michael  Schwarz war „zu meiner Zeit“ (67/68) Mitglied im Sozialdemokratischen Hochschulbund und Mitglied der Diskus-Redaktion. Er war der erste von uns „Achtundsechzigern“, dem der Aufstieg in die „Besseren Kreise“ gelang: Er gab zunächst die neugegründete, gewissermaßen "regierungsoffizielle" Studentenzeitung im Auftrag der Universitätsleitung  Frankfurt heraus, die  von „oben“ geleitete  Konkurrenz zum linkslastigen "Diskus".  Von der Uni-eigenen Uni-Zeitung  aus konnte er  in die FAZ "einsteigen". Noch nicht vierzigjährig starb er im Jahr 1984.

 

Freundliche Auskunft über eine ungewöhnliche Prinzessin 

Hier einige Angaben über eine Autorin, die ich 2004  kennenlernte, die Schriftstellerin Gabriele Loges aus Hettingen  bei Sigmaringen / Hohenzollern, damals Bibliothekarin in Gammertingen. - Ich lernte sie kennen bei einer Lesung während der Baden-württembergischen Literaturtage  2004 in Ehingen und wechselte mit ihr einige Briefe. Ich schrieb ihr meine Bedenken zu  einem von ihr verfassten, autobiographisch fundierten Roman, den sie mir verehrt hatte. - Frau Loges erklärte mir per Mail, amüsiert,  sie habe einen (von ihrem Mann freundlich geduldeten) Harem wohlerzogener INTELLEKTUELLER Männer (also Männer, die ihr Interesse  an Frau Loges brav aufs Literarische einschränken). Ich selbst wollte  nicht zum Harem dieser Intellektuellen gehören. – 2006  wandte ich mich an Gabriele Loges mit Fragen, betreffend eine ungewöhnliche Fürstin von Hohenzollern. Ich wusste, dass Frau Loges in Volkshochschulen Vorträge über diese Prinzessin Zephyrine hält. Diese Prinzessin verließ als jungvermählte Frau und gerade erst Mutter geworden ihren hohenzollerschen Ehemann und kehrte nach Paris, in die Stadt ihrer Kinder- und ersten Jugendjahre, zurück.  Ihre zeitweilige eheliche Untreue hatte später einen enormen Vorteil für ihren Ehemann und ihren Sohn: Prinzessin Zephyrine von Hohenzollern  war in Paris befreundet mit Josephine Beauharnais und konnte auf diesem „Umweg“ den damaligen Kaiser Napoleon  dazu bewegen, die hohenzollerischen Fürsten in Sigmaringen und Hechingen – ganz anders als ähnlich unbedeutende deutsche Potentaten – ihrer politischen Macht NICHT zu entkleiden; sondern weiterhin Herrn eines autonomen Ländchens  bleiben zu lassen, eines Ländchens, das sie sogar noch mit Napoleons Segen erweiterten, zum Ärger des frischgebackenen Königs von Württemberg und des frischgebackenen Erzherzogs von Baden. - Ihren Lebensabend verbrachte Zephyrine dann doch wieder in Hohenzollern. Warum? – dies scheint nicht zureichend bekannt. Indes, ihr Bruder und ihr Freund (der erste offizielle Ehemann von Josephine Beauharnais) waren in Paris von französischen Revolutionären guillotiniert worden - diese Erfahrung  wird der Fürstin Zephyrine  die Stadt Paris verleidet haben; zum anderen wollte Zephyrine nach vielen Jahren der Trennung auch wieder Kontakt mit ihrem beim Vater gebliebenen Sohn. Wie ich grad (2021) feststelle, hat die Autorin Loges 2018 einen Roman über jene Zephyrine veröffentlicht.

 

Aus einer „Werkstatt“ angehender Schriftsteller 

Eine ganze Reihe „Poetae minores“ (also wenig erfolgreicher Dichter) kenne ich über meinen Freund Wolfgang Baumbast, der eine Zeitlang eine "Literaturwerkstatt" mit solchen Dichtern im benachbarten Biberach leitete. Die angehenden Literaten kamen in den Neunzigern  öfters zum Feiern  nach Ehingen in Wolfgang Baumbasts Wohnung; ich stieß manchmal zu ihnen. Dichten war für diesen Kreis  eine Art Psychotherapie. - Die Dichter haben eine Reihe ihrer poetischen Texte als Buch (oder: Bücher) herausgebracht. Auch bei dieser Editionsarbeit  war Wolfgang Baumbast engagiert. 2008 trat er mit einem größeren Ratgeber-Buch  an die Öffentlichkeit:  „Der Alpha-Quotient“. Inzwischen engagiert sich WB intensiv bei den Freidemokraten der Region.

 

Ein Krimi-Autor und Verfasser von Volkstheaterstücken 

Ein sehr erfolgreicher süddeutscher Volkstheater-Autor der 90er Jahre und Verfasser zahlreicher Krimis ist Walter G. Pfaus, Jahrgang 1943.. Er lebte ein Jahrzehnt lang in dem Städtchen Schelklingen, wo er zusammen mit seiner Frau ein Schreibwarengeschäft führte; in dieser Zeit lernte ich ihn kennen. Inzwischen wohnt er im nahen Blaubeuren. -  W. Pfaus war uneitel, umgänglich, beinah ein "lustiger Vogel".  sehr sympathisch auch seine Frau. Im Internet lese ich als Datum seiner jüngsten Buchveröffentlichung das Jahr 2013.

 

Schriftsteller, die ihre Ehinger Gymmi-Zeit zum Roman-Thema machen 

Mehrere  Literaturpreise erhielt der aus Oberdischingen bei Ehingen stammende Schriftsteller Karl-Heinz Ott für seinen autobiographischen Text "Ins Offene". Ich, VF, „verriss“ den genannten Roman, als er frisch erschienen war. Mit meinem „Verriss“ (in meiner nur  regional verbreiteten Zeitung) stand ich vermutlich allein. – Ott hat inzwischen viele weitere Preise erhalten, und MEINE Kritik an seinem Erstling dürfte also noch obsoleter geworden sein und an seinem elaborierten Selbstbewusstsein NOCH weniger kratzen.

 

Schüler am katholischen Ehinger Gymnasium

und später Autor eines Buchs über den (Pornographen) Aretino

Kritisiert habe ich vermutlich auch  den zweiten Band einer autobiographischen Trilogie des Regensburger Romanistik-Professors Johannes Hösle. Dieser verbrachte einen großen Teil seiner Gymnasialzeit in den vierziger Jahren des let zten Jahrhunderts in  Ehingen und schildert   im zweiten Band seiner Trilogie Ehinger Jugend-Erlebnisse.  An die Donau war der junge Johannes aus dem Illertal-Dorf Erolzheim im östlichen Kreis Biberach gekommen. - Eine Kritik an dem Ehingen-bezogenen zweiten Trilogie-Band  "Und was wird jetzt? – Geschichte einer Jugend" (C. H. Beck, 2002) erschien gewagt, weil Hösles Buch in der FAZ in einem halbseitigen, also ungewöhnlich langen Text GEFEIERT  worden war. Und da mosert nun  ein  Provinz-Journalist an einem so gefeierten  Werk rum.

Ich erlebte Hösle bei einer Lesung im Herbst 2005 im früheren Ehinger Konvikt. Ich schrieb Hösle nach diesem Auftritt einen Brief; er antwortete freundlich und mit einem (trotz Krankheit) HANDgeschriebenen Brief. - Johannes Hösle erscheint mir als  ein souveräner Wissenschaftler, weil er keine Angst hatte, den (häufig verpönten und  beschwiegenen) italienischen Pornographen Aretino zum Thema eines Buchs zu machen. -  Hösle, geb. 1929, ist 2017 gestorben.

 

Der einstige Kirchenkritiker findet Unterschlupf bei der Kirche 

Der Schriftsteller Josef Hoben, geboren 1954 am Bodensee und während der Gymnasialzeit eine Reihe von Jahren im Ehinger Internat St. Josef und im Konvikt, hat in einem Roman ebenfalls Erinnerungen an seine „Ehinger Zeit“ lebendig werden lassen.  Josef Hoben starb vergleichsweise jung, anno 2012 im Alter von 58 Jahren. – Hoben besuchte mich in den Neunzigern mal  in meinem Zeitungsbüro, wir unterhielten uns angenehm.  Hoben war  ein lieber Mensch, als SCHRIFTSTELLER scheint er (so wie viele der hier erwähnten Autoren)  wenig Fortüne zu haben - was heute ja schon wegen der riesigen Zahl Schriftsteller unter Autoren  ein häufiges Schicksal ist. – Josef Hoben fand einige Zeit im Ehinger Konvikt (einer Einrichtung der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart) ein Unterkommen. Hilfreich war hier ein einstiger Klassenkamerad. Der Schriftsteller hatte in seinem autobiographischen Roman die katholische Kirche wegen ihrer Leibfeindlichkeit kritisiert (eine Kritik, die der Verfasser dieser Erinnerungen zur Gänze teilt).

 

Eine einst skandalisierte AutorIN, die sich an Ehinger Gymnasialjahre erinnert

Ich habe vorstehend drei Autoren genannt, die sich mit literarischen Mitteln unter anderem an ihre Jugendzeit im Ehinger Gymnasium erinnern: Johannes Hösle, Karl-Heinz Ott, Josef Hoben. Ihnen ist  die Schriftstellerin "Draginja Dorpat" anzufügen (siehe weiter unten). Alle diese vier an Jugendzeiten erinnernden Romane erschienen binnen weniger Jahre, zu Beginn des neuen Jahrtausends. Mit drei von ihnen hatte ich persönlichen Kontakt.

Noch ein weiterer lebender Schriftsteller ging "aus dem Ehinger Gymnasium hervor", der oben bereits notierte Andreas Eschbach, der mit Abstand erfolgreichste von allen hier genannten Autoren; Eschbch  erwähnt die Gymmi-Zeit nur kurz auf seiner Website, nicht in einem Roman. 

 

Kein Schüler, sondern ein Lehrer am Gymnasium

Woher schwäbische Wörter kommen, etwa das seltsame „Babbalare“ – das möchte mancher Sprach- und Schwäbisch-Freund wissen. - Mit der Aufhellung der Herkunft dieses und anderer schwäbischer Wörter hat sich ein (früherer) langjähriger Lehrer am Ehinger Gymnasium viel Mühe gemacht. Das Ergebnis vieljähriger Arbeit kulminiert in einem dicken Buch, dessen Herausgabe sich der damalige Alb-Donau-Landrat angelegen sein ließ.  – Oberstudienrat i. R. Hermann Wax kenne ich nicht aus literarischen, journalistischen oder wissenschaftlichen „Situationen“, sondern vom häufigen gleichzeitigen Schwimmen im Ehinger Freibad. - Zu diesen grad erwähnten ominösen schwäbischen Wort „Babbalare“. – Hermann Wax deutet seine  Herkunft folgendermaßen: Es wurde von den einst einzigen dörflichen Oberschichtlern, das heißt: den Pfarrern,  geringschätzig verwendet, gegen Unterschichtler, und  stammt von dem lateinischen „Populares“, womit im Alten Rom die Anti-Adelspartei gemeint war.

 

Oft erlebt: Ich schreibe einen Brief, erhalte aber keine Antwort 

Bei den Literaturtagen im Sommer 2004 in Ehingen lernte ich neben Frau Loges zwei weitere Schriftstellerinnen kennen. Ingeborg Bruns verehrte mir ihr Fischer-Taschenbuch "Als Vater aus dem Krieg heimkehrte – Töchter erinnern sich" und ein Buch über die Erinnerungen von Kindern jüdischer KZ-Überlebender. - Meine Briefe an sie blieben unbeantwortet.

 

„Mundart in der Zeitung“ – und „Tourismusprobleme im Allgäu“

Ich besitze seit langem das Buch von Dieter Herz, "Mundart in der Zeitung", erschienen 1983, 180 Seiten, vom Verfasser mir verehrt mit Widmung im November 1986. Dieses Buch  sortierte ich zwanzig Jahre später  in meinen Bücher-Bereich „Zeitungswesen“.

Dieter Herz war 1986 Redakteur der Schwäbischen Zeitung Ulm. Er wurde bald nach der „Wende“  Pressesprecher der sächsischen Landesregierung und dann des sächsischen Kultusministeriums. Anfang der Neunziger Jahre hat Herz noch promoviert, neben seiner Berufstätigkeit her; Doktorvater war der bekannte Tübinger Volkskundler Bausinger;  Herzens Thema: das Verhältnis zwischen Einheimischen und Urlaubern in dem Oberallgäuer Fremdenverkehrsort Hindelang. Die Dissertation  erschien 1993  im für seine qualitativ hochwertigen Editionen  bekannten  Weißenhorner „Anton H. Konrad Verlag“.

Dieter Herz verehrte mir die Diss im Zusammenhang mit einer unerwarteten Begegnung im Herbst 2007. In Ehingen trafen sich damals Schul-Chöre und -Orchester aus Sachsen und Württemberg. Dieter Herz vertrat seinen vorgesetzten Kultusminister.

 

Ein katholischer Pfarrer, der modern sein wollte

Der einstige Ehinger katholische Stadtpfarrer Dr. Christoph Keller war  - seltener Fall: - ein  Intellektueller in der KATHOLISCHEN Kirche.  Keller hat eine ganze Reihe Büchlein mit Glossen und theologischen Traktaten veröffentlicht. - Mit ihm  wechselte ich  nach seinem Weggang aus Ehingen  einige Briefe, insbesondere über die Sexualmoral der katholischen Kirche. Keller verehrte mir unter anderem ein Buch seines einstigen theologischen Helden, Eugen Drewermann. (Damals war Drewermann noch nicht von seiner Kirche geschasst). -

Weil ich Dr. Keller nach einem öffentlichen (nicht nach einem innerkirchlichen) Vortrag in Ehingen über katholische Sexualmoral kritisiert hatte, wandten sich damals, in den beginnenden 80er Jahren, zwei Ehinger Katholikinnen empört an die Zentrale der Schwäbischen Zeitung, woraufhin ich vom dortigen Chefredakteur  gerüffelt wurde. 

 

Ein Bankdirektor schreibt schwäbische Geschichten 

Erst als über fünfzigjähriger wurde der damalige Ehinger Bankdirektor Albin Beck (inzwischen hoch in den Achtzigern) zu einem vergleichsweise heftigen Buchschreiber,  mit unterhaltsamen Gschichtla aus dem ländlichen Schwaben,  mit Mundarttexten etc.

Albin Beck ist beinahe mein Nachbar. Er weiß, dass ich mich als Zeitungs­verantwortlicher  für seine Texte nicht erwärmte, sie aber – aus Höflichkeit oder welchem Grund immer - nicht kritisierte. Glücklicherweise erhält Albin Beck  von ganz vielen Menschen begeisterte Zustimmung und ist ein gefragter Vorleser, landauf, landab, vor allem seit er als Ruheständler mehr Zeit hat. Beck genießt diese Tätigkeit.  Gesprächsweise sagte mir Albin Beck, ein Schreiber wolle selbstredend das, was er schreibe, auch VERÖFFENTLICHT sehen.  (Ich konnte ihm da, was MEINE Person betrifft, nur teilweise zustimmen.) 

 

Mein einziger Leser, der mich ermunterte  - und das oft….

Wenn es um Veröffentlichungen, Regionales betreffend, geht, muss ich den Ehinger Zimmerer-Polier Rudolf Schrodi, Jahrgang 1922, nennen. Er hat zwar bisher kein DICKES Buch veröffentlicht (wenn auch umfangreiche Erinnerungen NOTIERT), aber er hat mit Unterstützung der Ehinger „Museumsgesellschaft“ eine Reihe Broschüren veröffentlicht. Eigentlich sollten seine überwiegend  in der Ehinger Schwäbischen Zeitung „zu meiner Zeit“ veröffentlichten Erinnerungsaufsätze zu einem Buch versammelt werde.  - Rudolf Schrodi hatte  ein unvergleichlich gutes Gedächtnis; er erinnerte sich verblüffend genau  an seine Ehinger Kindheit in den zwanziger Jahren und an seine Jugend in den 30ern. Dabei schönte er sicher manches. - Seit ich nach dem Studium ab 1975 wieder in Ehingen arbeitete, hatten er und ich herzlichen Kontakt. Rudolf Schrodi machte mir viel Freude, weil er seine Erinnerungen lange Zeit nur in der Fegerschen SZ veröffentlichte und ebenso, weil er fast der einzige meiner Leser war, der mir für gute Texte aus MEINER Feder  ein herzliches, glaubhaft klingendes Lob schenkte – und das OFT! Ich schrieb einige meiner besten Zeitungstexte, indem ich mir Rudolf Schrodi als Leser vorstellte (als einzigen). Ich schrieb gewissermaßen auf ihn zu.  – R. Schrodi verstarb im Jahr 2013.

 

Ein Autor, der so richtig erst im Ruhestand loslegt

Ihn darf ich nicht vergessen: Hans Albrecht Oehler, Haigerloch.

Der (inzwischen ebenfalls verstorbene) Autor leitete jahrzehntelang Goethe-Institute in mehreren Kontinenten. Als Ruheständler veröffentlichte dieser hochgebildete Mann vielfältigst,  vor allem zur süddeutschen Kunst- und Literaturgeschichte. Im Internet finde ich derzeit (2001) leider fast nichts. - Oehler stammt aus einer (gewissermaßen typischen) evangelischen Pfarrerfamilie Württembergs, mit interessanten Vorfahren, mit einer Mutter, die selbst mehrere Bücher schrieb und über die der Sohn Hans Albrecht als Senior ein literarisches Portrait verfasste. - Im Raum Ehingen richtete Oehler zwei Gedenkstätten für Schriftsteller ein: in Oberstadion für den berühmtesten deutschen Kinderbuchautor des 19. Jahrhunderts, Christoph von Schmid,  im Pfarrhaus Dieterskirch für den bedeutenden schwäbischen Mundartdichter Sebastian Sailer. Über beide Autoren hat Oehler auch Aufsätze veröffentlicht. - Über Oehlers Arbeit an diesen  Mini-Museen kam ich in Kontakt mit ihm, schrieb über ihn; wir wechselten freundliche Briefe.

 

Die Autorin eines libertinen Romans der  Sechziger Jahre

meldet sich 40 Jahre später erneut als Autorin

Erwähnt werden darf hier unter den mir bekannten Autorinnen und Autoren auch "Draginja Dorpat" und ihr Roman "Und zu Küssen kam es kaum – Roman einer Jugend", Tübingen 2003. Die 1931 geborene, jetzt, 2021, noch lebende Sophia Ruth Knaak hatte in ihrer Jugend in den Vierzigern des vergangenen Jahrhunderts mehrere Jahre das Ehinger Gymnasium besucht und wohnte damals  bei ihrer Munderkinger Oma, einer Gastwirtin. - In den 60er Jahren war „Draginja Dorpat“ kurzzeitig ein Shooting Star der deutschen Literaturszene mit einem - für damalige ! Verhältnisse – libertinen Roman über ihre Tübinger Studentenzeit. Der Roman wurde nach seinem Erscheinen zunächst  von der deutschen „Bundesprüfstelle“ indiziert. Der noch junge, aber schon national anerkannte Autor Martin Walser setzte sich damals mit Erfolg für die Autorin Dorpat ein. - Die – vorübergehende – Indizierung trug vermutlich zum Verkaufserfolg bei (60.000 Exemplare oder mehr wurden damals verkauft). - Nach diesem Erstlingserfolg verstummte „Draginja“, das heißt: Sie ließ sich nur noch - in begrenztem Umfang – und unter ihrem RICHTIGEN Namen als Verfasserin von Gesundheitsratgeber-Büchern hören. - Um das Pseudonym "Draginja Dorpat" wurde bei dem 2003 erschienen Roman über ihre Jugendjahre, „Und zu Küssen kam es kaum“, ein ziemliches Geheimnis gemacht, vermutlich, weil eine Reihe der in dem Roman porträtierten Personen noch lebte. Das Geheimnis ums Autoren-Pseudonym „Dorpat“ wurde aber bald gelüftet. Ich selbst erlebte „Draginja“ im Fernsehen und bei einer Lesung im Februar 2004 in Biberach. Ich berichtete damals  in der Ehinger Schwäbischen Zeitung unter der Überschrift „Einst ein Traum von erotischer Freiheit“. Die Autorin schrieb mir danach u.a. folgendes: „Mein alter Verleger in Hamburg hat mir seinerzeit eingeschärft, auf Kritiken nicht zu reagieren, ganz gleich, ob es sich um freundliche oder weniger freundliche handeln sollte. Wenn ich von diesem Grundsatz abweiche, dann nur, um einige Missverständnisse zu klären.. Der Kuppelei-Paragraph gängelte eine Generation, deren Kindheit und Jugend von Elend und materieller Not bestimmt war. … Viele meiner Konsemester (vf: gleichzeitig Studierende) waren so arm wie ich und mussten in einem Ausmaß auf materielle Freuden verzichten, wie man sich das heute wohl nicht mehr vorstellen kann. Es ging nicht darum, möglichst problemlos mit möglichst vielen ’ins Bett zu hüpfen’, sondern darum,  Liebe leben zu dürfen, die Liebe zu einem Menschen bejahen zu dürfen, ohne diskriminiert oder kriminalisiert zu werden. ... Die „Ellenbogenspiele“ (sc.: der erste Roman von Ruth Knaak, von dessen Reputation ihre vierzig Jahre spätere Veröffentlichung „Und zu Küssen“ noch zehrte) stellten keinen ‚Wunschtraum’ dar, sondern eine Horrorvision. Ich ahnte, wohin das Pendel ausschlagen würde. Keine Person in diesem Buch ist glücklich.“

 

Eine nicht rezipierte  Love-Story des Reichsfinanzministers Erzberger 

Das für mich Interessanteste an Dorpat-Knaaks zweitem Roman „Und zu Küssen“ war die auf „Erzählungen der Munderkinger Großmama“ basierende Love-Story des einstigen Reichsfinanzministers und Chefs der KATHOLISCHEN Zentrumspartei Matthias Erzberger. Der Anfang des 20. Jahrhunderts  berühmte, verheiratete und mit Kindern versehene Politiker,  aus dem zu Munderkingen nahen Lautertal stammend, wäre (heißt es in dem Roman) wegen seiner Neigung zu einer Munderkinger Wirtin, eben der Großmutter von "Draginja", bereit gewesen, seine politische Karriere in Berlin an den Nagel zu hängen, so jedenfalls Dorpat in ihren Erinnerungen. – Ich habe den Eindruck, dass dieses hier ERSTMALS öffentlich genannte, ungewöhnliche Detail des Erzberger-Lebens nirgendwo in der offiziellen Erzberger-Biographik angesprochen wird. Romanleser interessieren sich eben meist nicht für Jüngere Geschichte – und Erzberger-Historiker nicht für Lovestories.

 

Ein Fachmann für schwäbische Redensarten 

Der in Griesingen wohnende Lehrer Ludwig Michael Dorner ist ein langjähriger Bekannter von mir und der EINZIGE Lehrer, der mich als Zeitungsmann während dreißig Jahren eingeladen hat, in seinen Unterricht zu kommen und mich von  seinen Schülern befragen zu lassen. -  Ludwig Dorner hat im Tübinger Silberburg-Verlag mindestens zwei größere Sammlungen mit "oberschwäbischen Sprüch‘ und Redensarten" herausgegeben, dazu ausführliche Erläuterungen ("It gschimpfd isch globt gnua". 1. Auflage 1992). Ludwig Dorner hat mir im Erscheinungsjahr ein Exemplar "herzlich zugeeignet". Inzwischen ist die Zeit leider über diese Bücher - wie über die meisten bisher erschienenen und hier erwähnten - hinweggeeilt. In einem Ulmer Buchladen fand ich 2006 noch einige verbilligte Exemplare. Es gilt eben im heutigen Buchhandel und Verlagswesen die Regel: Was älter als zwei drei Jahre auf dem Markt ist, gilt vielen potentiellen Käufern als nicht modern, nicht gut genug, wird also nicht mehr gekauft – und auch nicht mehr gedruckt. Diese Einschätzung des Veraltens guter Bücher - welch bedauerlicher Irrtum! - Ludwig M. Dorner gab über  Jahrzehnte eine eigene Monatszeitung des Ehinger SPD-Ortsvereins heraus, "Das rote Füchsle". Der Titel wurde in Anlehnung an ein Wort aus der Ehinger Zeitung von VOR dem ersten Weltkrieg gewählt: Damals wurde von meinem Opa die noch junge Ehinger SPD als bedrohlich hingestellt mit dem Satz "Der rote Fuchs geht um."  - L. Dorner hat unter anderem auch eine umfassende Geschichte des Ehinger SPD-Ortsvereins verfasst.

 

Pfarrer, Romancier, Dichter, Schafhirt – und Nazi…..

Noch einen kräftigen Schritt in der Autoren-Geschichte zurück, mit einem Hinweis auf Benedikt Welser. Dieser Geistliche und Lehrer am Ehinger Gymnasium war ein Bauernsohn aus Sulmingen bei Laupheim und (so jedenfalls B. Welser) ein Abkömmling des einst berühmten Augsburger Händler- und Bankiersgeschlechts gleichen Namens. - Benedikt Welser hat viele Bücher verfasst, unter anderem eine Geschichte seines Heimatdorfs und ein Buch über Wallfahrtsorte im Schwabenland. Einige seiner Bücher wurde von meinem Vater verlegt: unter anderen eine Biographie des Astronomen Kepler ("Das Schwindelhirnlein von Weil der Stadt"). Benedikt Welser erteilte mir auf Bitten meiner Mutter im Zeitraum 1956 / 58 zeitweilig Nachhilfeunterricht in Latein und Griechisch. Das war zwar völlig unnötig, weil ich in diesen Fächern Einser-Schüler war, aber meine Mutter hatte keine Zeit, sich um meine Hausaufgaben zu kümmern, und meinte, sie müsse mich deshalb von dem damals schon lang pensionierten Altsprachen-Lehrer zusätzlich beschulen lassen. Das tat "Studienrat Welser" (wie man ihn nannte) einige Monate lang während einer Reihe Nachmittage. Er hütete währenddessen meist seine Schafherde. Vokabeln memorierend zogen wir beide, er mit der Hirtenschippe und dem Vokabelbuch in der Hand, ich brav neben ihm hergehend, hinter uns eine Schafherde, über die Baumwiesen nahe seinem Wohnhaus am östlichen Stadtrand von Ehingen (heute stehen hier überall neue Wohnhäuser).

Benedikt Welser hat  am Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn eine romanhafte Autobiographie, "Vom Stahlhelm zum Birett" verfasst: Er schilderte darin, wie er sich als Soldat im Ersten Weltkrieg entschied, Pfarrer zu werden. - Sein "Markenzeichen" in Ehingen waren  ein schwarzer breitkrempiger Hut und ein Wanderstock, mit dem er  ausschritt, kräftiger  als mancher weit Jüngere. - Herzlich offen lachen sah ich ihn nie – das schien ihm vielleicht mit der Würde seines Amtes unvereinbar; Lachen war ihm vielleicht auch während des Ersten Weltkriegs oder während seiner Theologen-Ausbildung ausgetrieben worden.

Als Haushälterin hatte Benedikt Welser eine überaus freundliche, gutherzige Frau, klein von Körpergröße, aber groß an Gemüt, lebhaft und fröhlich – insofern war sie das Gegenteil ihres "Hairle“ („Herrlein“ - schwäbisch-ironisch für einen katholischen  „Pfarrer“). - Die Haushälterin (schwäbisch „Hausere“) war besorgt ebenso sehr um das leibliche Wohl ihres "Haierle" wie um das der Hühner und Schafe im und am Haus. "Fräulein Anna" wäre mir als Gesprächspartnerin lieber gewesen als der gestrenge „gschdudierte“ Pfarrer. 

 Beim erstmaligen Verfassen dieser Notizen in den Nullerjahren  stelle ich fest, dass Benedikt Welser meiner Frau und mir zur Hochzeit im Januar 1970 sein Gedichtbuch "Mitzulieben bin ich da" mit Widmung verehrte. Er dürfte bald nach dieser Widmung hochbetagt gestorben sein.  – Inzwischen kam durch Forschungen vor allem des einstigen Ehinger Gymnasiasten (Abitur 65) und späteren Oberstudienrektors Willi Eisele, im Ruhestand in Wolfratshausen bei München lebend, ans Tageslicht, wie sehr „braun“ der gute „Pfarrer Welser“ gewesen war…. Eisele veröffentlicht seine Erkenntnisse über Welser in einem Buch, das in diesem Jahr, in dem ich mein Aufsätzle grad überarbeite, erscheinen soll: in den „Beiträgen zur Geschichte der Stadt Ehingen/Donau, Bd. 3“, veröffentlicht vom Ehinger Stadtarchiv,  2021, Seiten 143-176. Eisele wartete drei Jahre bis  zu dieser BUCHmäßigen  Veröffentlichungschance.

 

Als bald Fünfzigjähriger eine Dissertation über T. W. Adorno

Herbert Karl Kraft kam als junger Mann während des Dritten Reichs oder nach dessen  Ende nach Ehingen, zunächst als Lehrer am Gymnasium. Er leitete in Ehingen einige Zeit das Volksbildungswerk und die Stadtbücherei, er war viele Jahre Redakteur in Ulm und zuvor auch einige Jahre bei der Ehinger Schwäbischen Zeitung.  Seine Dissertation  „Musikanschauung und Wirklichkeitsbegriff“ vollendete er 1967 in Haarlem und im folgenden Jahr wurde sie in den Niederlanden gedruckt. Kraft hätte damals auch eine Uni-Stelle in den Niederlanden erhalten, wollte aber Ehingen nicht verlassen. Kraft zeigte sich in seiner Diss beeinflusst von Theodor W. Adorno; so gab es also mal in Ehingen ZWEI Adorniten! (Smiley) -  Herbert Kraft war der einzige Mensch, der mir zum bestandenen Abitur ein Buch schenkte. .   Er starb  im Juni 2001 im 79. Lebensjahr. - Meine Erinnerungen an ihn  wurden  2008  von seinem in München als Bibliothekar tätigen Sohn Harald entdeckt; er frete sich sehr,  dass im Internet endlich noch jemand Notiz von seinem Vater nimmt. Und ja, dort taucht er auch im Jahr 2021 noch kaum auf…

 

Notizen aus Oberschwaben

Ein früherer Redakteur der Schwäbischen Zeitung, aus dem Weiler Brugg bei Bad Wurzach stammend, Diplomvolkswirt Gerhard Reischmann, hat einen schönen Band mit „Notizen aus Oberschwaben – Menschenskinder“ herausgebracht (2008, 260 Seiten, Kunstverlag Fink, Lindenberg). – Reischmann leitete früher die Lokalredaktion der Schwäbischen Zeitung in Bad Waldsee, bis der Verlag diese Lokalredaktion strich. Reischmann passte mit seiner Einstellung nicht in die Marschroute des Schwäbischen Verlags, wie mit ihm einige  andere langjähriger Redakteure (Auch  MEINE Redakteure passten nicht in die JETZIGE SZ-„Landschaft“. Das zeigte sich,  nachdem ich 2004 den  Lokalverlag Ehingen an den Schwäbischen Verlag verkauft hatte). 

 

Eine Kennerin elsäßischer Dialekte 

Zwar nicht ganze Bücher geschrieben, aber doch reizvolle Beiträge zu Büchern geleistet hat meine langjährige Schweizer Mail-Freundin Gretel Steiner-Diehl. Die gebürtige Elsäßerin aus Vendenheim in der Nähe von Straßburg kam nach dem Zweiten Weltkrieg als junge Frau  in die Schweiz.  Gretel Steiner hat drei lange Vers-Geschichten von Wilhelm Busch, den „Hans Huckebein“, „Max und Moritz“ und „Plisch und Plum“,  aus dem hochdeutschen Original in den Dialekt ihrer Heimat übertragen. Die dichterischen Übertragungen sind in drei Bänden einer anspruchsvollen Reihe des Universitätsverlags C. Winter, Heidelberg, erschienen. G. Steiner war auch eine eifrige Zuarbeiterin über zwei Jahrzehnte hin für die weltgrößte Liedtext-Sammlung, Ingeb.org.- G. Steiner starb im Jahr 2017.

 

Die weltgrößte Lieder-Website  -

Ihr Schöpfer, ein Deutsch-Kanadier,  besuchte in den Vierzigern die Grundschule in dem Dorf Weilersteußlingen nahe  Ehingen.

Mit der Schweizerin  Gretel Steiner wurde ich bekannt über einen ungewöhnlichen Autor, einen Mann, der zwar, soweit ich weiß, kein Buch geschrieben hat, aber eine Website zusammengetragen hat, deren Inhalte in gedruckter Form  VIELE Bücher umfassen würde: die unvorstellbar umfangreiche Liedersammlung „Ingeb.org“. Der  über ein halbes Jahrhundert in Kanada lebende Brückenbauer Frank Petersohn verbrachte eine Reihe Kindheitsjahre im Raum Ehingen, in der Dorfschule Weilersteußlingen, wo seine Mutter, eine aus Schlesien hierher geflüchtete  Kriegerwitwe, Lehrerin war, bevor sie mit ihren beiden Kindern nach Kanada auswanderte. Frank Petersohn starb in den Zehnerjahren dieses Jahrhunderts.

 

Dichter, Heimatforscher, Museumsleiter, Mörike-Verehrer

Lange Jahre freundschaftlichen Umgang hatte ich mit dem 1943 im Unterland geborenen, seit Jahrzehnten im Raum Ehingen lebenden Studienrat, Heimatgeschichtsforscher, Museumsleiter und Lyriker Siegfried Mall. Mall  schrieb zahlreiche geschichtliche Texte für die Ehinger Schwäbische Zeitung. Er  starb im Frühjahr 2021. - Von Siegfried besitze ich unter anderem seine menschennah verfasste Geschichte des Dorfes Kirchen (bei Ehingen) und ein Bändchen Gedichte, „Harlekinsträume“.

 Illustriert wurden diese „Träume“ von dem Ulmer Künstler und Restaurator Kurt Kneer. Der in Ulm beheimatete Kneer restaurierte in den Achtziger Jahren im Ehinger „Schlössle“ am Marktplatz, das mein Ururgroßvater um 1870 erworben hatte, einen Teil der schönen, bildhaften Stuckdecken, Anfang des 18. Jahrhunderts angefertigt von Mitgliedern der Kemptener Stukkateurfamilie Haggenmiller. Einen weiteren Teil restaurierte Anfang des dritten Jahrtausends die ausgezeichnete Berkacher Restauratorin Martina Scheuing). Kurt Kneer beehrte mich lange Jahre jedes Neujahr mit einem künstlerisch gestalteten Holzschnitt. 

 

Autoren, zu denen ich bereits anderswo etwas notierte

Mich als jungen Mann beeindruckte  der Philosoph und Schriftsteller Ernst Bloch. Ihm habe ich ein Kapitel in  meinen „Erinnerungen“ gewidmet, das auf dieser Website im Aufsatz „Jüdische Menschen, die ich kannte oder kenne“ nachzulesen ist.  Ich kannte Ernst Bloch aus Vorlesungen und Seminaren. Ich besitze zahlreiche seiner gedruckten Werke.

Beim  Büchersortieren anno 2006 fiel mir ein, dass ich noch einige weitere fleißige, berühmte Buch-Autoren als Uni-Lehrer kannte:  Ralf Dahrendorf, Theodor Eschenburg, Walter Jens, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Iring Fetscher, Jürgen Habermas, Oskar Negt, Claus Offe und weitere. Von den meisten besitze ich auch Bücher. In meinen „Erinnerungen“ habe ich einiges über  Bloch, Dahrendorf, Adorno und Habermas notiert und zitiere im folgenden  daraus.  

 

Teddys sanfte Augen und seine Bewunderer im Oberseminar

„Ich erinnere mich nicht nur an TEXTE  von T. W. Adorno, sondern auch  an seine freundlichen sanften Augen, seine leise, gefällige Stimme und an das Leuchten in seinen Augen, wenn ihn eine hübsch aussehende Studentin ansprach. Ich erinnere mich an die weihevolle Stimme Adornos im Oberseminar – als ob der Weltgeist persönlich spräche. (Manchmal war auch der einige Jahre ältere, damals schon emeritierte Professor Horkheimer anwesend), ich erinnere mich auch  - leicht peinlich berührt - an Studenten, die eine in meinen Augen übertriebene Verehrungshaltung gegenüber TWA einnahmen.

Im Seminar bei Adorno sah ich eine Reihe Studenten, die später teils recht bekannt wurden. Da war etwa Bazon Brock (später Ästhetik-Professor in Hamburg und eifriger Buchautor), da war Detlev Claussen (damals ein SDS-Aktiver, meist ganz in schwarz gekleidet und im Jahre 2003, hundert Jahre nach Adornos Geburt, Uni-Professor und Autor einer von mehreren in jenem Jahr aus Anlass des hundertsten Adorno-Geburtstags erscheinenden Biographien).

Ich erinnere mich an weitere Oberseminar-Besucher wie den späteren ZEIT-Musikritiker Herbort, den Comic-Zeichner von Meysenbug (einen Verwandten der demokratisch gesinnten 19.-Jahrhundert-Schriftstellerin Malvida von Meysenbug), an den späteren Philosophen und Geistesgeschichtler Günter Mensching, Sohn eines Religionswissenschaftlers, ich erinnere mich an den späteren Lyriker und Romancier Wondratschek mit seiner schwarzrandigen Brille, seinem weißen Rollkragenpulli und seinem Selbstbewusstsein.  - Die beiden Assistenten Offe und Negt wurden später selbst Professoren. Negt schrieb zum „Dreißigjährigen“ der 68er-Bewegung ein dickes, trockenes Buch mit dem Titel „1968“. So ernsthaft wie hier sprach und schrieb er auch schon früher. Wer sah ihn jemals lachen?

 

Das erste Mal „Dialektik“ erlebt - Professor Habermas tut mir zu viel Ehre an

Ich erlebte eine ganz ungewöhnliche Würdigung als Student während einer Vorlesung von dem damals schon überregional bekannten und nachmals noch viel berühmteren Professor Jürgen Habermas, in einem großen Hörsaal vor mehreren hundert Studenten. Habermas sagte mitten in einer soziologischen oder philosophischen Vorlesung unvermittelt: „Ich vertrete diese Meinung weiterhin, auch wenn Sie, Herr Feger, anderer Meinung sind“. - Ich war einer dieser hunderte Studenten und wäre am liebsten vor Scham unter den Tisch gerutscht; gottseidank kannte mich fast niemand in dem großen Saal. - Wie Professor Habermas zu dieser Aussage kam? – Um dies zu erklären, muss ich weit ausholen. Es gab damals am Philosophischen Seminar der Uni Frankfurt einige Studenten, die sich mit für „Frankfurt“ gänzlich unheiligen Gegenständen befassten, mit Logischer Analyse, mit Philosophen wie Wittgenstein, Lorenzen, Hare etc.  Und wie kam es dazu? Einige „Adorniten“, also Studenten, die bereits während ihrer Gymnasialzeit oder während ihres beginnenden Studiums von ADORNO-Texten angetan waren und deshalb eigens in Frankfurt studierten (wie ich), waren ziemlich rasch vom Philosophierstil des LEIBHAFTEN Theodor W. Adorno enttäuscht. Dieser Stil war ihnen zu gefühlsgeschwängert; sie suchten nach mehr Kühle und Präzision und befassten sich deshalb mit den auf weite Strecken staubtrockenen (damals vor allem im angelsächsischen Sprachraum beheimateten) Sprachphilosophen. In Wien gab es VOR dem Dritten Reich die vielleicht größte DEUTSCHsprachige Gruppe solcher Philosophen, genannt „Wiener Schule“; mehrere wichtige Vertreter dieser „Schule“ wurden  durch das nationalsozialistische Regime ins Exil getrieben. Diese  Philosophen, voran Ernst Popper, fielen unter das harte „Positivismus!“-Verdikt der „Frankfurter Schule“. Für „Sympathisanten“ der „Frankfurter Schule“ waren jene Themen und Personen, mit denen sich plötzlich, so ab Sommer 65,  eine kleine Frankfurter Gruppe Philosophiestudenten befasste (Klaus Perreth, Claas, Arno Müller, Klaus-Jürgen Düsberg, ich und wenige andere) so etwas wie der Gottseibeiuns persönlich mitten im höchsten Heiligtum. Das war wohl auch der Hintergrund von Habermasens entsetzen Satz an mich  während einer Vorlesung.

Mit jener „illegitimen“ Philosophiestudenten-Gruppe erlebte ich zum  ersten Mal in meinem Leben wirkliche „Dialektik“ (ein Lieblingsbegriff der „Frankfurter Schule“). Wir paar verschämten Neopositivisten, Sprachphilosophler, Wittgensteinianer, Russellianer, Popperianer waren eine GEGENgruppe, die gerade dort entstand, wo ein KONTRÄRER Philosophierstil intensiv betrieben wurde. Die Existenz dieser kleinen, informellen, bedeutungsarmen Studentengruppe scheint damals den „Frankfurter“ Professor Habermas beeindruckt zu haben.  Warum er dann gerade MICH, Veit Feger, namentlich heraushob, weiß ich nicht. Es kann sein, dass ich damals schon Hochschulreferent des Allgemeinen Studentenausschusses (ASTA) war und als solcher  versuchte, eine eigene Studentenvertretung („Fachschaft“) der Hauptfach-Philosophiestudenten zu gründen.

In jüngerer Zeit wird ein böses Wort von Golo Mann über Adorno als Beleg für gerechtfertigte Kritik an den „Frankfurtern“ verwendet. (Es wird vermutet, dass Golo verärgert war darüber, dass Adorno mitte der 60er Jahre seine, Golos, Berufung auf einen Politik-Lehrstuhl in Frankfurt hintertrieb.

Im Sommer 2004 erschien eine Selberlebensbeschreibung des Soziologen Ralf Dahrendorf, in der er sich über Eigentümlichkeiten von Adorno/Horkheimer amüsiert (er war kurze Zeit in Frankfurt Assistent gewesen).; seine Schilderungen passen zu meiner Erfahrung, dass eine gewisse Heiligkeits-Aura  am Frankfurter Philosophischen Seminar in jener Zeit nicht verletzt werden durfte. 

 

Die FREUNDLICHKEIT des Professors  blieb in der Erinnerung

Dem Autor  Ralf Dahrendorf seien hier noch ein paar persönliche Zeilen gewidmet (ebenfalls aus meinen großteils  nicht veröffentlichten „Erinnerungen“).

Wegen seiner schönen Rede, seiner schönen Gestalt, seines klugen, begeisterten, ja charmant zu nennenden  Vortrags beeindruckte mich in Tübingen der damals erst 35-jährige Soziologe Ralf Dahrendorf . Er war später Professor in Konstanz, dann in London, zeitweilig Kultusminister in Baden-Württemberg und noch später, und als ich erstmals diese Zeilen notierte, war er Mitglied des englischen Oberhauses. Als LORD rühmte er in einem Interview die Fähigkeiten des OBERhauses als GESETZGEBER; diese Fähigkeit zur Gesetzgebung sei bei den LORDS  weit entwickelter als bei den Commons des  UNTERhauses, das sich eben viel mehr mit aktualen Entscheidungen befasse.

Mehr als durch seine Vorlesungen blieb mir Dahrendorf in Erinnerung dadurch, dass er eines Dienstagabends, als er ein Tübinger Uni-Gebäude verließ und wir uns zufällig begegneten (wohl 1964), dass ER, der damals schon angesehene Professor, bei dieser Gelegenheit MICH, das kleine, unauffällige Studentle, eines von vielen hundert, die Tage zuvor vor ihm im Hörsaal saßen,  freundlich grüßte. Ich weiß heute noch die Uhrzeit und die Stelle auf dem Tübinger Uni-Gelände, wo sich dies zutrug. - Diese Erinnerung lässt erahnen, wie groß der Abstand zwischen einem durchschnittlichen Studenten und einem ordentlichen öffentlichen Professor damals an einer traditionellen Uni wie Tübingen  war und zudem: wie ungewöhnlich das höflich-freundliche Verhalten von PROFESSOR Ralf Dahrendorf war. -  Vierzig Jahre nach diesem freundlichen Tübinger Gruß schrieb ich an das damalige (inzwischen ja auch verstorbene) Oberhaus-Mitglied einen Brief mit einem  Dankeschön für jene freundlichen Gruß durch den Professor; der Brief wurde freundlich beantwortet.

Als Rhetoriker beeindruckte mich in Tübingen der Professor (und Schriftsteller) Walter Jens, der immer im größten Saal der Uni vortrug. Ich  empfand ihn als sehr von sich eingenommen.

Beeindruckend war die freundliche, selbstgewisse  Persönlichkeit des Theologen Hans Küng Er erweckte aber nicht den mindesten Anschein, als könne er irgendwann von Zweifeln an sich selbst und seiner Arbeit geplagt sein.

Unsympathisch war mir der Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg wegen seiner  - so empfand ich -  unsäglichen  Arroganz. – Ein ungewöhnliches Erlebnis verbindet mich mit dem zu seiner Zeit im deutschen Bildungskatholizismus vergleichsweise bekannten Tübinger Dogmatik-Professor Scheffczyk. Ich zitiere wieder aus meinen „Erinnerungen“.

 

Das Buch eines protestantischen Theologen –

und was ein katholischer Dogmatiker davon hielt

An der Uni Tübingen las ich 1963 auf Empfehlung einer früheren Klassenkameradin das Buch eines protestantischen Berner Theologen aus der Albert-Schweitzer-Schule, Martin Werner: „Die Entstehung des christlichen Dogmas“. Die Lektüre dieses Buchs stürzte meine religiösen Vorstellungen um und verursachte einen raschen Abschied von der Religion meiner Kindheit und Jugend -  für immer.  

Ich hatte bis dahin gegenüber zahlreichen Dogmen ein Unbehagen, beispielsweise bei der Frage „Ein Gott – aber drei göttliche Personen“. Ich entwickelte in meiner Gymnasiumszeit eine Rückzugsposition folgender Art: Die Dogmen sind halt etwas Vorhandenes; konzentriere dich nicht auf Theorien, sondern  auf die ETHISCHE  Seite des Christentums!  Nicht der Glaube und seine dogmatisch verfestigten Inhalte sind  wichtig, sondern das TUN, die LIEBE. - Martin Werner zeigt nun in seinem Buch auf - meines Erachtens wissenschaftlich brilliant,  dass die christlichen  Dogmen nicht  einen (wie ich bis dahin glaubte) mehr oder wenig zufällig zusammengekommenen Haufen von Glaubenssätzen bilden, sondern problemgeschichtlich ZUSAMMENHÄNGEN. Das zugrundeliegende Problem lautete: Wie kann der urchristliche Christ klarkommen mit der Enttäuschung seiner Erwartung auf eine RASCHE  Wiederkehr des auferstandenen Jesus? - Die frühen Christen, so Martin Werner, erfinden nun immer neue Dogmen, um mit dem Problem der ausbleibenden „Parousie“ fertig zu werden. Aber ein neues Dogma erzeugt fatalerweise jeweils einen neuen Problemlösungsbedarf. - Die zentralen Sätze des christlichen Glaubensbekenntnisses waren nach der Lektüre dieses Buches für mich nicht mehr, wie oben notiert, eine zufällige Aneinanderreihung von Sätzen, ein Konvolut, das man halt insgesamt verwirft oder, wie ich, insgesamt schluckt (Karl Barth: „Vogel, friss oder stirb!“), nein, es war eine Sammlung von Glaubensinhalten, die einen bestimmten Zweck hatten, aber einen, den sich der biblische Jesus noch gar nicht vorstellen konnte, weil auch ER  höchstwahrscheinlich  ein Naherwarter war. Sonst hätte er – als göttliche Person ja allwissend - seinen Anhängern ihre falsche Hoffnung deutlich ausgeredet. Aber welcher Apostel oder auch welcher Neubekehrte wäre ihm und seinen Aposteln gefolgt, wenn diese  verraten hätte: „Also, VOR dem Jahr 2021 komm ich KEINESFALLS als Welterlöser zurück und keinesfalls beende ich diesen irdischen Schlamassel, unter dem ihr alle so sehr leidet, zu einem früheren Zeitpunkt.“

Bevor ich mich damals endgültig vom Katholizismus verabschieden wollte, besuchte ich eine Vorlesung des katholischen Dogmatik-Professors Scheffczyk (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Erinnerungen, im Jahr 2004, war  er Kardinal). Ich sprach Scheffczyk  nach dem Ende einer Vorlesungsstunde an der Hörsaaltür an und fragte ihn, ob er das hier angesprochene Buch von Martin Werner kenne. „Ja.“ – Was er davon halte? -  „Werner ist ein hervorragender Kenner der Kirchenväter; seine Bildung wird ihm zum Verhängnis“

Diese Auskunft  sagte mir genug. - Mit dem Verlust des christlichen Glaubens war mein damaliges Lebensplanungsproblem erledigt, nämlich einerseits die Wiederkunft Jesu und den Jüngsten Tag TÄGLICH zu erbitten und andererseits ein Studium zu beginnen, dessen Früchte erst Jahre später reifen würden. –  Meine Entscheidung damals: Ich werde nicht mehr um das BALDIGE  Kommen Jesu beten, sondern entscheide mich für einen Lebensplan mit nicht anders als längerfristig erreichbaren  Zielen.“

 

Dank an den Websitenbauer – ebenfalls ein Buch-Autor

Jüngeren Datums ist die Bekanntschaft mit Heiner Jestrabek aus Heidenheim, der eine Website für Freidenker unterhält und auf ihr zahlreiche Texte zu sehr verschiedenen Themen bereitstellt (zum Beispiel über linke sudetendeutsche Dichter, über den Vorsitzenden des deutschen Freidenker-Verbandes (und nachmaliges NS-Opfer) Max Sievers, über Heidenheimer heimatgeschichtliche Themen etc. etc; außerdem sind von Jestrabek inzwischen auch mehrere Bücher erschienen. Jestrabek unterstützt den Reutlinger Schriftsteller und Elser-Biographen Hellmut Haasis, wenn es darum geht, sich des aus Heidenheim stammenden tapferen Hitler-Attentäters Georg Elser zu erinnern.  Heiner Jestrabek hat mir diese Website hier „gebaut“.

 

August 2006, November 2007, Februar 2009, August 2011, Mai 2021

 

Veit Feger

eMail:  Veit.Feger@t-online.de

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