Bücher und Aufsätze, in denen nach 1945 NS-Ansichten verbreitet oder NS-Untaten verschwiegen, verdreht  oder geschönt werden.

Bücher GESCHICHTE  allgemein und DEUTSCHE  Geschichte

 

Wolf Schneider: „Überall ist Babylon – Die Stadt als Schicksal des Menschen von Ur bis Utopia“,

Düsseldorf 1960. -  7. Auflage, 76. bis 100. Tausend,  März 1961

Wortreich wird vom Autor die Zerstörung deutscher Städte infolge Bombardierung durch Alliierte während des Zweiten Weltkriegs geschildert. Plakativ antisowjetisch heißt es dort, von Moskau aus „wird heute die Freiheit so wirksam unterdrückt wie von keinem anderen Platz der Welt.“ (S. 287). Indes: auch damals gab es bereits andere kommunistische Diktaturen, in China, Korea, Nordvietnam, in Satellitenstaaten der Sowjetunion, aber auch in ehemaligen   Kolonialstaaten wie Kuba oder in quasi selbständigen Staaten wie im Iran oder Pakistan.

Zur Zerstörung von Dresden im Februar 1945  lesen wir: „Im Bombenhagel und im Feuersturm kamen binnen weniger Stunden über 200.000 Menschen um, zweimal so viel wie später in Hiroshima und Nagasaki zusammengenommen, mehr als jemals Tschingis Chan und Timur in einer Stadt an Leichen hinterlassen hatten.“ – Schneider schreibt zwar von der Massakrierung Dresdens, aber  NULL von der Aushungerung Leningrads während des Zweiten Weltkriegs durch deutsche Soldaten. Die Zahl der Opfer von Hunger und in deren Gefolge von Krankheit lag in dieser Stadt weit über der Zahl der Dresdener Toten.


 

Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler,

 Fischer-Taschenbuch-Ausgabe, 25. Auflage 2003

(erste TB-Ausgabe 1981, Erstausgabe 1978)

Sebastian Haffner emigrierte in der 2. Hälfte der 30er Jahre aus Deutschland nach England.

Umso mehr erstaunen die NS-rein-wasch-Bemühungen Haffners in dem genannten Buch.

Haffner „erklärt“ die Herkunft des Hitlerschen Antisemitismus. Dieser sei kein deutsches, sondern ein osteuropäisches, balkanisches Gewächs gewesen.

Man darf folgern: Wie angenehm für uns reguläre Deutsche!

"Der Hitlersche Antisemitismus ist osteuropäisches Gewächs. In Westeuropa und auch in Deutschland war Antisemitismus um die Jahrhundertwende im Abflauen. Assimilation und  Integration der Juden erwünscht und in vollem Gange. Aber in Ost- und Südosteuropa, wo die zahlreichen Juden freiwillig oder unfreiwillig als abgesondertes Volk im Volke existierten, war (und ist?) der Antisemitismus endemisch und mörderisch, nicht auf Assimilation und Integration gerichtet, sondern auf Wegschaffen und Ausrotten. Und nach Wien, in dessen drittem Bezirk nach Metternichs bekanntem Wort der Balkan beginnt, reichte dieser mörderische, den Juden keinen Ausweg gönnende osteuropäische Antisemitismus tief hinein, dort schnappte ihn der junge Hitler auf. Wie, wissen wir nicht." S.18

Haffner schreibt keine Zeile davon, dass Hitler in Wien ganz reguläre DEUTSCHE antisemitische Autoren las; er unterschlägt, dass es während des Ersten Weltkriegs im deutschen Heer (dem er damals angehörte) deutlichen Antisemitismus von oben her gab, also das Gegenteil von Integrationsbemühungen; dass es auch in den Zwanziger Jahren in Deutschland  für Juden  schwierig war, Offizier, ordentlicher Universitätsprofessor oder Richter zu werden, dass es in Deutschland Anfang der 20er Jahre antijüdische Ausschreitungen gab (beispielsweise in Memmingen). Haffner unterschlägt, dass die meisten auch von Hitlers FRÜHEN  Jüngern ganz reguläre Deutsche waren, die nie im Dritten Wiener Bezirk unter balkanischen Vorzeichen gelebt hatten. Heinrich Himmler, einer der engagiertesten Judenverfolger, war in München groß geworden, als Klassenkamerad von jüdischen Deutschen wie dem späteren Historiker George Hallgarten.

Mein Empfinden: S. Haffner erfindet eine Entlastung für Adolf und auch für Deutsche allgemein.

 

(Zur Frage der Herkunft des „eliminatorischen“ Antisemitismus siehe in dieser Website  die Zitate aus dem Mund der NICHT-Wiener Antisemiten Julius Langbehn und Bischof Keppler.  Der eine stammte aus Norddeutschland, der andere aus dem Schwabenland. Beide hätten sich schwer verwahrt gegen die (implizit Haffnersche) Unterstellung, ihr auf Ausschluss statt auf Integration bedachter Antisemitismus sei ein balkanisches oder russisches Gewächs J. Das wäre ihnen als eine geradezu ehrenrührige Entwürdigung ihrer guten Absichten und Motive und Erkenntnisse vorgekommen.“

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